"Asterix: Die weiße Iris"

Wie Römer positiv denken und Gallier gesünder leben

04:56 Minuten
Buchcover zu "Asterix: Die weiße Iris"
© Egmont Ehapa Media

Fabcaro, Didier Conrad

Asterix: Die weiße IrisEgmont Ehapa Media, 2023

48 Seiten

7,99 Euro

Von Elmar Krämer · 26.10.2023
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Der Asterix-Band "Die weiße Iris" bietet eine Mischung aus Altvertrautem und Neuem, setzt aber weniger auf Historisches, sondern mehr auf den Zeitgeist: Work-Life-Balance, Klimawandel und Geschlechterrollen. Überzeugend, findet unser Kritiker.
"Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt." Asterix "Die weiße Iris" beginnt, wie es sich für ein Asterix-Heft gehört. Doch schon die ersten Seiten zeigen: Irgendetwas stimmt nicht in der Welt der raufsüchtigen Gallier und ihrer römischen Kontrahenten. So bekommt ein Zenturio, der zum Angriff ruft, von seinen Legionären zu hören, das wäre übergriffig und Gift fürs Nervenkostüm.
Es sind die Themen der Zeit, die dieses 40. Asterix-Abenteuer prägen: Der Klimawandel, inklusive Straßenblockade, eine durch ein neues Männerbild entstandene Ehekrise im Hause Majestix und vor allem „Die weiße Iris“. So nennt sich eine philosophische Schule, die ein positives Denken propagiert, die auf die Work-Life-Balance achtet und die auf einen gesunden Lebenswandel mit viel Gemüse und Fisch anstatt Wildschwein setzt.

Philosophie schwächt Kampfgeist

„Die weiße Iris“ ist der neuste Trend in Rom und in anderen Großstädten des Römischen Reiches und macht auch vor Cäsars Armee nicht halt: Visusversus heißt dessen oberster Arzt und der will durch die Kraft des positiven Denkens die römischen Truppen motivieren, kommt aber bald auf die Idee, durch seine Philosophie auch den Kampfgeist der unbeugsamen Gallier zu schwächen. Das kommt gar nicht gut an bei den Galliern, erzählt Fabrice Caro, alias Fabcaro, der neue Asterix-Autor nach Jean-Yves Ferri im Interview mit dem Egmont Verlag:
Zwei Hände halten Ausgaben des Asterix-Bandes "Die weiße Iris"
Asterix-Band 40 "Die weiße Iris"© picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
„Was die Gallier so liebenswert macht, was sie ausmacht, das ist, dass sie sehr ungesund essen, sehr fettig, sie trinken Cervisia, sie streiten sich, sie können sich nicht beherrschen, sind sehr impulsiv. Also das genaue Gegenteil dessen, was die Philosophie, die Visusversus mitbringt, vorschreibt.“

Neuer Autor mag Wortspiele

Fabcaros Debüt im Asterix-Universum wurde aufmerksam beäugt – von Anfang an versprach er den Fans, den liebgewonnenen Charakteren treu zu bleiben.
Es gelingt ihm hervorragend, auch wenn die Übertragung aus dem Französischen für den langjährigen Asterix-Übersetzter Klaus Jöken eine Umstellung war: „Ferri als Autor hat eher das, dass er einen Gag gut vorbereitet und dann, wie eine Bombe platzen lässt. Fabcaro ist eher einer, der Anspielungen mag, aber dann eine ganze Kaskade von Wortspielen macht, die ineinandergreifen und sich aufeinander beziehen.“
„Die weiße Iris“ spielt zu einem großen Teil im Dorf der Gallier. Für Fabcaro die Möglichkeit, sich auf eben jene zu konzentrieren: „Zum einen muss ich sehr viel weniger historisch recherchieren, das ist sehr praktisch. Ich mag die Alben, die im Dorf spielen. Ich weiß auch nicht, ich finde das gemütlicher. Ich liebe die Charaktere, sie sind alle starke Persönlichkeiten.“

Ein würdiger Asterix

Persönlichkeiten, die jetzt natürlich unterschiedlich auf die persönlichkeitsverändernden Methoden des Armeearztes Visusversus ansprechen; „Wenn das so weitergeht, ernähren wir uns irgendwann nur noch von winzigen frischen Fischhäppchen!“, klagt Obelix, „Übertreib mal nicht“, entgegnet Asterix.
„Die weiße Iris“ ist ein würdiger Asterix. Auch zeichnerisch. Und Didier Conrad, der seit zehn Jahren den Stift in der Hand hält, nähert sich immer mehr Albert Uderzo an. So leben die Zeichnungen von enormem Detailreichtum, der vor allem bei mehrmaligen Lesen besonders begeistert. Ein toller Band mit rasantem Weg zum Ende. Zwischenzeitlich darf sogar Troubadix offiziell auf der Bühne im Dorf Zitate von Herbert Grönemeyer und den Ärzten singen. Am Ende läuft dann aber doch alles nach guter alter Tradition und es gibt auch kein Sushi zum Bankett.

Asterix und Obelix wurden geschaffen von dem Autor René Goscinny und dem Zeichner Albert Uderzo. Die erste Geschichte erschien im Jahr 1959 im französischen Jugendmagazin "Pilote", das erste eigenständige Album im Jahr 1961 ("Asterix der Gallier"). Die ersten 24 Asterix-Alben schrieb Goscinny, bis er im Jahr 1977 starb. Uderzo setzte die Reihe als Autor und Zeichner bis 2009 (Band 34) fort - allerdings wurde die Qualität zunehmend kritisiert. Danach übernahmen Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) die Reihe, was überwiegend positiv aufgenommen wurde. Albert Uderzo starb im Jahr 2020.

Die ersten 39 Alben verkauften sich laut Verlag rund 393 Millionen Mal und wurden in 117 Sprachen und Dialekte übersetzt, darunter auch Latein so wie viele deutsche Mundarten. Die Startauflage des 40. Bandes, "Die weiße Iris", beträgt fünf Millionen (davon 1,7 Millionen auf dem deutschsprachigen Markt) und erscheint in 20 Sprachen gleichzeitig.

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