Aroha

Aerobic meets Kampfkunst

Die im Guinness-Buch der Rekorde als älteste aktive Turnerin der Welt geführte 89-jährige Johanna Quaas (3.v.l.) turnt am 22.06.2015 in ihrer Heimatstadt Halle (Sachsen-Anhalt) mit ihrer Aroha-Sportgruppe.
Für Aroha ist man nie zu alt: Aroha-Sportgruppe von Seniorinnen in Halle © picture alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch
Von Anja Röbekamp · 15.05.2016
Aroha wirkt wie eine Mischung aus Kampfkunst und Aerobic. Die Choreografie liefert ein Kriegstanz der Maori, hinzu kommen Techniken aus Kung Fu und Tai Chi. Inzwischen setzen auch Kliniken und Physiotherapeuten auf den Fitnesstrend.
Die Bilder im Internet sind beeindruckend: 400 Menschen in Schwarz bewegen sich gemeinsam im Takt. Aroha wirkt in den Werbevideos wie eine Mischung aus Aerobic und Kampfkunst. Und im wahren Leben? Das Tanzstudio 1 des Nachbarschaftszentrums der Ufa-Fabrik in Berlin:
Sechs Frauen in lockerer Alltagskleidung folgen den Anweisungen und Bewegungen ihrer Trainerin. Ihre Knie sind gebeugt und der Oberkörper ist nach vorne geneigt. In dieser Haltung geht es im Dreivierteltakt zur Musik entweder mit einem Schritt nach vorn oder zur Seite. Kniffelig ist das Ganze, weil die Arme gleichzeitig Techniken aus dem Kung Fu und dem Tai Chi ausführen. Die Choreografie, der sie folgen, ist vom Haka inspiriert, dem Kriegstanz der neuseeländischen Maori. Bernhard Jakszt ist Sportwissenschaftler und hat etwas erfunden...
"…an dem wirklich sehr sehr viele teilnehmen können, also nicht nur so'n paar, sondern alle, ob jung, ob alt, ob in gutem Fitnesszustand oder nicht, ja, dass die alle gerne daran teilnehmen möchten".

Aroha gegen hohen Blutdruck

Seit über zehn Jahren gibt es Aroha bereits im Fitness-Bereich. Aber auch Physiotherapeuten und Klinken setzen schon lange auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Aroha. Hier geht um Ausdauertraining:
"Durch regelmäßige Belastung, durch diesen Reiz, sich in einem bestimmten Tempo zu bewegen, verbessert sich das Herz-Kreislauf-System. Und das hat zur Folge, dass bei jemandem mit Bluthochdruck sich der Blutdruck senkt."
Thea Zielinski ist Leiterin des Gesundheitszentrums am Luisenhospital Aachen und ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrerin. Sie hat viele Jahre in der Physiotherapie gearbeitet und setzt bei den Gesundheits- und Präventionskursen auf eine gute Ausbildung der Kursleiter.
Die Aroha-Trainerin Melanie Krebs hat solche Ausbildungen als Fitness-, Rücken- und Pilatestrainerin absolviert. Dieses Vorwissen wird für die Zertifizierung als Aroha-Trainer zwar gewünscht, aber nicht zwingend vorausgesetzt. Die Ausbildung bei der Aroha-Academy dauert ganze zwölf Stunden. Reicht das, um einen Fitnesskurs zu leiten, der unter dem Stichwort "Gesundheitssport" läuft?
"Von der Sache her reicht es, weil auch wir als Aroha-Trainer oder als zukünftige Aroha-Trainer dann lernen letztendlich alle Elemente von Aroha, die Bewegungsabläufe, den Grundschritt von der Pike auf. Dazu bedarf es keiner Grundvorraussetzung oder keiner vorherigen Ausbildung."

Hauptsache, man bleibt in Bewegung!

Im Aroha-Kurs macht die Trainerin vor, und die Teilnehmer machen nach, so gut sie können. Ob ein Knie dabei nach vorne ausgerichtet ist oder seitlich belastet wird, macht aber doch einen Unterschied?
Bernhard Jakszt denkt prinzipieller:
"Es kommt gar nicht nicht mal so darauf an, dass die einzelnen Techniken erlernt werden, sondern dass wir uns über einen längeren Zeitraum bewegen."
Auch Krebs und Zielinski setzen eher auf den Bewegungsfluss und betonen, wie wichtig das "gute Gefühl" beim Training ist: sich selbst neu zu spüren und gleichzeitig in der Gruppe aufzugehen. Es geht bei Aroha eben auch um das seelische Wohlbefinden. Darüber hinaus hofft Thea Zielinski im Gesundheitssport auf:
"Das Erlangen einer Eigenkompetenz, zu gucken, was kann ich? Wo sind meine Möglichkeiten, wo ist meine Grenze?"
An ihre Grenzen kommen auch die Frauen in Tanzstudio 1. Das Training fordert ihnen in Sachen Kondition und Koordination einiges ab, das verraten die erhitzten Gesichter. Aber alle haben großen Spaß daran, und darum werden sie weitermachen.
Mehr zum Thema