Archäologisches Institut

"Wir müssen extrem flexibel sein"

07:08 Minuten
Stark beschädigte historische Bauwerke in Beirut.
Das Deutsche Archäologische Institut unterstützt mit Beratung vor Ort und finanziellen Mitteln den Erhalt der stark beschädigten historischen Bauwerke in Beirut. © Deutsches Archäologisches Institut
Margarete van Ess im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Ihre Mission ist die Rettung bedrohten Kulturguts. Dabei müssen sich Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts auf verschiedene Unsicherheiten vorbereiten. Wie das geht, erklärt Margarete van Ess, die Leiterin der Orient-Abteilung des DAI.
Nur einen Tag nach der verheerenden Explosion in Beirut im August sendete das Deutsche Archäologische Institut Wissenschaftler und Techniker in den Libanon. Sie sollten bei der Sicherung historischer Bausubstanz helfen. Um so schnell reagieren zu können, ist eine exzellente Vernetzung mit lokalen Antikenverwaltungen und Experten nötig.
"Im Fall vom Libanon waren es eigentlich wenige Telefonanrufe und es war klar, wo Not am Mann war, so dass wir das relativ zügig in Deutschland vorbereiten konnten", sagt Margarete van Ess. Sie leitet seit Kurzem die Orientabteilung des Instituts. Ihr Einsatzgebiet umfasst die Länder des Vorderen Orients, also den arabischsprachigen Raum zwischen der Türkei und dem Oman.
Das Deutsche Archäologische Institut gibt es seit bald 200 Jahren. Es ist weltweit aktiv und unterhält in vielen Ländern Forschungseinrichtungen. Arbeit gibt es genug, zumal viele antike Stätten in Regionen liegen, die durch Kriege und politische Umbrüche gelitten haben oder es noch tun.

Gute lokale Vernetzung

Van Ess will die Arbeit ihres Vorgängers fortsetzen, wie sie sagt, und "die Archäologie in der gesamten Region ausbauen, soweit das möglich und sinnvoll ist". Im Irak, in Syrien und im Jemen sollen die Kollegen vor Ort so weit instandgesetzt werden, "dass sie trotz Krisen handeln können – durch Ausbildung, durch Zusammenarbeit in der Wissenschaft und durch Bereitstellung von Daten".
Dabei müssen sich ihre eigenen Mitarbeiter auf verschiedenste Unsicherheiten bei ihren Einsätzen vorbereiten, wie van Ess erklärt: Die wirtschaftlichen und sozialen seien handhabbar. Im Libanon wickelt das Institut beispielsweise seine Finanztransaktionen komplett am korrupten Regierungsapparat vorbei ab, wie van Ess erklärt.
Durch die gute lokale Vernetzung könne man die Situation in den Ländern gut einschätzen und extrem flexibel reagieren. "Das ist auch ein bisschen der Grund, warum wir Projekte in so vielen Ländern haben", so van Ess. Bei militärischer Unsicherheit hingegen sei Schluss, darauf könne man sich nicht vorbereiten. Archäologen seien schließlich keine Soldaten.
(ckr)
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