Aquadom-Havarie in Berlin
Im Hotel Radisson Blue in Berlin ist das riesige Sea Life Aquarium geplatzt. © Christoph Soeder / dpa / Christoph Soeder
Das Unglück als Weckruf
08:36 Minuten
Eine Million Liter Wasser liefen aus, mehr als tausend Fische starben: Das Platzen des riesigen Zylinders des Berliner Aquadoms ist auch ein Weckruf, sagt Natascha Meuser, Expertin für Zooarchitektur.
Das Aquadom-Unglück ist nach Ansicht der Architektin Natascha Meuser womöglich ein notwendiges Aufrütteln. Das Unglück, bei dem mehr als tausend Fische starben, zeige, wie sensibel unser Ökosystem sei. Dieses könne im Prinzip „genauso schnell zerbrechen und zerbersten“ wie das Glas des Berliner Großaquariums. „Das müssen wir uns mal ins Bewusstsein rücken“, so Meuser, die sich auf Zooarchitektur spezialisiert hat.
Der Vorfall sei der bislang größter seiner Art, sagt die Expertin. Allerdings komme es schon seit Beginn des Aquarienbaus vor, dass Großaquarien bersten. Eines der ersten sei 1870 in Paris geplatzt. Wie jetzt in Berlin seien auch damals Menschen verletzt worden.
Jürgen Lange, ehemaliger Direktor des Berliner Aquariums, sagt zu der Havarie, die beiden verletzen Mitarbeiter des Hotels hätten wahnsinniges Glück gehabt.
Das Unglück hätte auch tödlich enden können
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Meist geht es um Superlative
Im Aquarienbau gehe heute meist um Superlative, betont Meuser. Die Aquarien würden um Besucher ringen. Daher versuchten sie mit dem größten Schaufenster, der größten Artenvielfalt, dem größten Dom oder der größten Wassermenge zu locken.
Dabei handele es sich bei den Großaquarien um „die schwierigste Bautypologie", die es überhaupt gebe, so die Architektin. Die Gebäude bestünden zu mindestens 70 Prozent aus Haustechnik, die allerdings für die Besucher unsichtbar bleibe. Das mache sie zu einem „Riesenkosmos an wahnsinnig aufwendigen technischen Anforderungen.“ Gebaut würden die Aquarien meist von renommierten Architekten. Es seien aber auch Biologen, Zoologen, Statiker und Haustechniker beteiligt.
(tmk)