Angstklima und Machtmissbrauch

Der Chef muss weg!

46:32 Minuten
Illustration: Ein kleiner Mensch trägt einen großen Mann mit erhobener Faust weg.
Für eine neue Führungskultur: Braucht es es einfach andere Personen in den Chefpositionen? Oder geht es vielmehr um neue Machtstrukturen? © imago / Ikon Images / Gary Waters
Von Christine Watty und Julius Stucke · 12.05.2021
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Am Theater, in Sportinstitutionen oder Medienredaktionen – immer wieder geht es derzeit um Machtmissbrauch und Übergriffe aus der Chefetage. Was tun mit unserer Führungskultur? Wir sprechen mit Gründerin Lena Marbacher und Drehbuchautor Ralf Husmann.
Aktuell häufen sich die Beschwerden über schlechte Chefs und Chefinnen: Am Gorki-Theater gibts Ärger um die Intendantin Shermin Langhoff, beim Deutschen Olympischen Sportbund verweist ein anonymer Brief auf die "Kultur der Angst", die die Institution – geführt von Präsident Alfons Hörmann – präge. In einem neuen Buch über die "Bild"-Zeitung geht es nicht nur um die Methoden der Zeitung, sondern auch um die Führungskultur des Chefs Julian Reichelt. Im "Medium-Magazin" berichten Auszubildende aus verschiedenen Redaktionen von Übergriffen durchs Führungspersonal.

Bekannte Probleme - nichts ändert sich

Die Vorwürfe lesen sich in den meisten Fällen – egal in welchem Unternehmens-Kontext – fast schon wie ein Klischee. Der übergriffige Chef mit der Weinflasche, die Volontärin, die sich gegen Angebote wehren muss, auf Kosten ihrer Karriere.
Anderswo geht es dann eben um die diffuse Verbreitung eines "Angstklimas", um ungerechte Bevorzugung, Wutausbrüche, Übergriffe physischer oder psychischer Art.

Es geht nicht mit und auch nicht ohne Chef

So. Was heißt das eigentlich? Sitzen auf allen diesen Chefposten einfach schwierige Personen und es müssten statt ihnen einfach nur andere das Ruder übernehmen? Oder geht es doch um Machtstrukturen, die solche Entwicklungen begünstigen und mal erneuert werden müssten? Das "System" also als Teil des Problems – in dem am Ende jeder und jede (fast) oben anfängt, Macht auch auszuleben. Ist das sogar: menschlich?

Chef trifft Fiktion

Wir sprechen in diesem Kulturpodcast über diese Art der Führungskultur – wo sie herkommt, und ob sie eigentlich für immer so bleiben muss. Zu Gast ist der Drehbuchautor Ralf Husmann, der zum Beispiel den Charakter "Stromberg" erfunden – und damit die Trübsinnigkeit eines sich durchwurschtelnden Angestellten in einem graugrünen Büro in eine treffsichere Comedy verpackt hat. Auch in den Drehbüchern der aktuellen Serie "Frau Jordan stellt gleich" – Idee von Ralf Husmann – geht es satirisch um Chefs und Mitarbeiterinnen, um Machtstrukturen und den Versuch, auf Augenhöhe Diversität herzustellen. Was sagt er zu unserer Führungskultur im Lauf der Zeit? Die fiesen Pointen seiner Drehbücher kommen schließlich aus der Realität. Außerdem mit im Gespräch ist die Gründerin des Wirtschaftsmagazins "Neue Narrative" Lena Marbacher. Sie setzt sich ein für ein Wirtschaften ohne Ego, auf Augenhöhe, für Führung ohne "command & control".
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