Anatomie von Mördern und Fischen

Von Holger Teschke · 06.10.2013
Der politische Flüchtling Büchner zwischen Verfolgung, Akademikerexistenz und nächtlicher Arbeit am "Woyzeck"-Fragment. Im November 1836 lebt Georg Büchner als politischer Asylant in Zürich im Haus des Regierungsrats Dr. Zehnder und arbeitet an seiner Abhandlung "Über Schädelnerven" für die philosophische Fakultät der Universität, an der er gerade promoviert hat und inzwischen zum Privatdozenten berufen worden ist.
Nachts schreibt er an seinem "Woyzeck", in dem ihn noch immer die Frage umtreibt, die er sich und dem Publikum seines unsichtbaren Theaters schon in "Dantons Tod" gestellt hat: "Was ist das, das in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet?"

Da tritt eines Abends ein Kommissär der Schweizer Fremdenpolizei in sein Zimmer, der die Angaben Büchners zu seiner Anerkennung als politischer Flüchtling und zu seiner Aufenthaltsgenehmigung überprüfen soll. Es stellt sich bald heraus, dass der Polizeirat Gaugler nicht nur "Dantons Tod" gelesen hat, sondern auch ein Angebot für die zukünftige Arbeit des jungen Akademikers, der noch immer steckbrieflich gesucht wird, mitgebracht hat. Zum 200. Geburtstag des Dramatikers.

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