"Amok" von Zoltan Paul

Die tickende Zeitbombe in jedem von uns

Wie mit Pinselstrichen gemalt: Menschen laufen durch den Lichthof eines Bürogebäudes in Frankfurt am Main.
Der Regisseur Zoltan Paul widmet sich in seinem neuen Film einem Büroangestellten, der Amok läuft © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Zoltan Paul im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting  · 28.05.2015
Seinen Film "Amok - Hansi geht's gut!" konnte der Regisseur Zoltan Paul dank Crowdfunding verwirklichen. Nun kommt das deutsche Independent-Drama über die letzten 24 Stunden eines Amokläufers in die Kinos.
Den Regisseur Zoltan Paul hatte bei seinem Herzensprojekt "Amok - Hansi geht's gut!" vor allem die "tickende Zeitbombe" in jedem von uns interessiert, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Der Büroangestellte Lorenz Fuchs ist geschieden und in seinem Job eher eine unauffällige, graue Maus in den letzten Berufsjahren. Als der Chef einer Hedgefonds-Firma, der sein Unternehmen schließt, ihn von Berlin mit nach Hamburg nehmen und befördern will, bricht plötzlich die ganze verdrängte Vorgeschichte des Büroangestellten Fuchs auf.
Graue Mäuse in Berlin-Charlottenburg
"Es geht um die generelle Überforderung", sagte Paul. "Es gibt so viele graue Mäuse, Menschen, die man überhaupt nicht wahrnimmt." In Berlin-Charlottenburg, wo er selbst lebe, sehe er hunderte solcher Menschen, die täglich vor sich hin eilten. Ein Psychotherapeut habe ihm aus seiner Praxis erzählt, wie viele Leute einsam in kleinen Wohnungen ihre Existenz bewältigten. "Eine dieser Figuren habe ich mir da so vorgestellt."
Schwieriges Geldauftreiben
Unter den Unterstützern beim Crowdfunding seien viele Filmemacher-Freunde gewesen, sagte Paul. „Wir sind fast gestrandet mit der ganzen Kampagne." Ein betuchter Charlottenburger Zahnarzt habe das Projekt schließlich gerettet. "Man erliegt als Filmemacher diesem Ritual des Geldauftreibens", sagte der Regisseur über seine Erfahrungen bei früheren Filmen. Kleine Filme hätten bei der Filmförderung wenig Chancen. Er freue sich umso mehr, dass der Film jetzt einen guten Verleih gefunden habe, der neue Berliner Filmemacher fördere.
Zoltan Paul wurde 1953 in Budapest geboren und emigrierte schon als 12-jähriger Junge nach Österreich. Dort absolvierte er die Schauspielschule in Wien. Nach Rollen in Filmen von Michael Haneke ("Die Lemminge") und Reinhard Schwabenitzky und nach 20 Jahren als Theaterschauspieler wechselte er zunächst zur Theaterregie und hat seit 2002 als Regisseur die Kinofilme "Gone", "Unter Strom" und "Frauensee" gedreht.
Mehr zum Thema