Alternativen zum Massentourismus

Fair reisen – aber wie?

89:46 Minuten
Ein Wanderer steht am Toleak Point (USA) und blickt auf das Meer.
"Wir suchen die letzten authentischen Orte, um sie für alle Welt zu inszenieren", sagt der Journalist Philipp Laage. © Unsplash / Barrie Johnson
Claudia Brözel und Philipp Laage im Gespräch mit Klaus Pokatzky |
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Reisen macht Spaß, erweitert den Horizont. Doch was, wenn zu viele Menschen unterwegs sind? Ziele wie Mallorca und Venedig werden überrannt. Wie können wir die Welt entdecken, ohne ihre schönsten Gebiete zu zerstören?
Über eine Milliarden Touristen sind 2017 ins Ausland gereist. Damit ist die Zahl seit 1950 um das Vierzigfache gestiegen. Bis 2030, so die Welttourismusorganisation UNWTO, dürfte sie auf 1,8 Milliarden wachsen. Städte wie Venedig platzen schon jetzt aus allen Nähten. Etwa 30 Millionen Touristen besuchen die Lagunenstadt pro Jahr, meist nur für einen Tag. Nun sollen Besucher ein "Eintrittsgeld" zahlen. Mallorca verlangt schon seit 2016 eine Touristenabgabe.

Nachhaltig statt zerstörerisch

Mit der Frage, wie nachhaltiges Reisen aussehen kann, beschäftigt sich auch Claudia Brözel, Professorin für Tourismusmanagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Die Wissenschaftlerin hat selbst im Tourismus gearbeitet. Sie kennt die Auswirkungen des "Overtourism" und erforscht, wie Reisen nachhaltiger werden kann.
Anständig zu reisen, hängt für sie eng mit Fragen der Ethik zusammen: "Wo fahre ich hin? Wo buche ich? Wer verdient daran? Wie verhalte ich mich in dem Reiseland?"
Jeder könne bei sich selbst anfangen. "Jede Reise hat auch einen Impact auf unsere Haltung; ich komme nie wie derselbe zurück. Touristen reisen freiwillig in fremde Umgebungen. Sie öffnen sich bestenfalls für andere Kulturen – das ist auch eine völkerverbindende Aktivität."

Reisen als Selbstinszenierung

"Das Reisen war noch nie so voller Widersprüche", sagt der Journalist Philipp Laage, Autor des Buchs "Vom Glück zu reisen". Seine Beobachtung: "Wir suchen die letzten authentischen Orte, um sie für alle Welt zu inszenieren. Die Sehnsucht nach Schönheit produziert zunehmend Unschönes, weil zu viele Menschen sie teilen müssen – Lärm, Müll, Kommerz. Wir wollen die größten Individualisten sein, aber prüfen skeptisch, wie all die anderen unser Hotel im Internet bewertet haben. Das Abenteuer lässt sich überall vorbuchen."
Seine Konsequenz: "Ich benutze Social Media nur dosiert, ich will die Reiseziele mit allen Sinnen erfahren. Es geht nicht darum, Länder abzuhaken. Was zählt, ist die innere Einstellung."

Fair reisen – aber wie?
Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9.05 Uhr bis 11 Uhr mit Claudia Brözel und Philipp Laage. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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