Das „Star Wars“-Universum wächst

Es gibt „Star Wars“-Liebesromane und -Detektivgeschichten. Comics und Serien. Bevor der „Krieg der Sterne“ mit „Das Erwachen der Macht“ im Dezember in eine neue Runde geht, dehnt Disney das Erzähl-Universum aus. Stefan Mesch hat die Drumherum-Geschichten gelesen, die manchmal mehr wagen als die Kinofilme.
Schon in den 70er-Jahren, nach Erscheinen des ersten „Star Wars“-Films, wurden offizielle Romane veröffentlicht. Aus diesen Rand- und Nebengeschichten wuchs ein enges Geflecht aus Figuren und Details: das erste „Expanded Universe“. Fans fragen sich bei solchen Beiwerk oft: „zählen“ diese Geschichten? Wenn ein „Star Wars“-Roman den Helden Kinder und Kindeskinder andichtet – werden diese Figuren je den Sprung in neue Kinofilme schaffen? Oder bleibt das alles apokryph, widersprüchlich, vernachlässigbar?
2014 entschied Disney: Das „Extended Universe“ ist vorbei. Die Geschichten, die in den letzten 30 Jahren als Roman, Comic, Videospiel etc. den „Star Wars“-Kosmos ergänzten und bespielten, sind nie passiert. Nur eine Kinder-Trickserie, „Star Wars: The Clone Wars“ bleibt offiziell. Seitdem entwickelt Disney ein neues, zweites „Extended Universe“ – einen „neuen Kanon“ mit Geschichten, die zählen, offiziell und maßgeblich sind.
Star Wars-Liebesromane und -Krimis
Tatsächlich sind viele dieser neuen Geschichten, so Stefan Mesch, durchdacht, liebevoll, überraschend originell. Doch zwei große Probleme bleiben: Wenn Marken und Franchises wie „Star Wars“ immer populärer werden, verkaufen sich statt Liebesromane und Detektivgeschichten zu viele „Star Wars“-Liebesromane und „Star Wars“-Detektivgeschichten: talentierte Autorinnen und Autoren, die im immer selben „Sandkasten“ mit den immer gleichen Figuren spielen müssen. Und: Die großen „Star Wars“-Kinofilme bleiben Mainstream und versuchen, ein globales Publikum so wenig zu irritieren wie möglich. Die lesbische Jedi-Kriegerin darf nur bei „Rebels“ Kurzauftritte haben, die kluge Geschichte über Widerstand, Datenschutz, Überwachung wartet im „Servants of the Empire“-Jugendbuch – nicht im Kino.
Je kleiner Zielgruppe und Publikum, desto mutiger die Geschichten und Figuren. Aber: Je mutiger die Geschichten und Figuren, desto kleiner die Chance, dass sie für die großen Kinofilme maßgeblich bleiben. Versteckte Perlen – mit dem „Star Wars“-Logo. Ein seltsamer Zwiespalt, so Mesch.
Stefan Mesch ist Gast im Studio. Mesch hat sich mit dem literarischen Parallel-Universum, das sich um die Saga gebildet hat, beschäftigt. Er berichtet aus dieser „extended universe“.

Der Literaturblogger und Autor Stefan Mesch.© Deutschlandradio – Andreas Buron