Alle zwei Woche stirbt eine Sprache

"Drang zur sprachlichen Monokultur"

Willkommen in mehreren Sprachen
Willkommen in mehreren Sprachen: Von diesen muss noch keine das Aussterben fürchten © imago/Geisser
Rüdiger Harnisch im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 21.02.2016
Rund die Hälfte der weltweit 6000 Sprachen ist laut den Vereinten Nationen vom Aussterben bedroht. Sprachforscher wie Rüdiger Harnisch kämpfen dagegen an – und betreiben mit Aufnahmegerät und Schreibblock "Feld- und Stubenforschung".
Professor Rüdiger Harnisch vom Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft in Passau ist Experte für die bairische Mundart. Zusammen mit anderen Forschern erstellt er Sprachatlanten von Dialektgebieten. In diesen gehe es um Unterschiede in der Aussprache von Wörtern, in der Grammatik und dem Wortschatz.
Um Informationen zu sammeln, muss Harnisch mit den Leuten reden. Seine Dialekterhebungen fänden zum Teil tatsächlich auch mal auf dem Feld statt, berichtete er im Deutschlandradio Kultur. Insofern passt der Begriff Feldforschung. Zumeist betreibe er aber Stubenforschung, so Harnisch.

Kleine Sprachen stehen mächtig unter Druck

Der Wissenschaftler beklagt einen "immer stärkeren Drang zur sprachlichen Monokultur". Kleinere Sprachen ständen unter Druck. Hinter den "mächtigen Sprachen" stände auch immer ökonomische und politische Macht – und es sei den Menschen nicht zu verdenken, dass sie daran teilhaben wollten "und dann ihre (eigene) Sprache, mit der sie nichts mehr ausrichten können, opfern".
Laut der Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) geht im Durchschnitt alle zwei Wochen eine Sprache auf der Welt verloren. Auch 13 deutsche Regionalsprachen stehen auf der Kippe: von Niederdeutsch über Alemannisch und Moselfränkisch bis hin zu Sorbisch. Das Saterländer Friesisch wird nur noch von rund Tausend Menschen gesprochen.
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