Alkoholkontrollen im Reitsport

Nachwuchs, der ins Röhrchen pusten muss

Reiter und Pferd in Aktion beim Springreiten.
Reiter und Pferd in Aktion beim Springreiten. © Picture-Alliance / ASA / Werek_Natascha_Haupt
Von Anja Nehls · 14.10.2018
Viele Jugendliche feiern am Wochenende. Auch im Reitsport - auch dort fließt Alkohol. Damit die jungen Leute nicht mehr alkoholisiert aufs Pferd steigen, werden nun Alkoholkontrollen eingeführt.
"Vier Punkte aus diesem Parcours für Orchids Arissia und Luzie Jüttner in 73,96 Sekunden."
Im Parcours auf den deutschen Jugendmeisterschaften Mitte September in München kämpfen die jungen Springreiter um Medaillen. Am Bier- und Weinstand direkt daneben stehen Eltern und Zuschauer und feiern Siege oder begießen Niederlagen. Die Reiter selbst seien aber nüchtern, betont der Bundestrainer der Junioren Peter Teeuwen:
"Es muss jedem klar sein, dass, wenn ich Sport betreiben will, dann muss die Nulllösung her, da geht gar kein Weg dran vorbei."

Reiterliche Vereinigung macht ernst

Und deshalb will die Deutsche Reiterliche Vereinigung nun Ernst machen. Nachdem alkoholisierte junge Springreiter in den letzten Wochen in die Schlagzeilen gerieten, weil sie betrunken auf einem Turnierplatz randaliert und ein Mädchen im Rausch sexuell bedrängt hatten, lässt Maria Schierhölter-Otte jetzt die jungen Herren oder auch Damen ins Röhrchen pusten – und zwar bereits morgens um sieben auf dem Vorbereitungsplatz:
– "Kommst Du mal zu mir? Guten Morgen, wir machen Stichproben."
– "Ja, habe ich gelesen."
– "Also solange rein pusten bis es piept und dann kommt ein Klack und dann kannst du aufhören, tief Luft holen und vor allem lange."
Der Piepton kommt.
"So, Analyse, 0,0."
Der 20-jährige Julius Reinacher hat – wie übrigens alle Reiter auf dieser Veranstaltung – keinen Restalkohol im Blut.
"Ich trinke Alkohol, aber gerade auf Meisterschaften, da greife ich lieber zu `ner Cola oder Ähnlichem. Man kann natürlich sagen, manche schlagen drüber, aber das sind natürlich nicht die meisten. Und durch Einzelfälle wird natürlich jeder Reiter in einen Topf geschmissen, was ich nicht gut finde. Weil die meisten benehmen sich einfach, das ist wirklich so."

Turnier und Party gehen ineinander über

Und hier besonders – nachdem alle im Vorfeld über die Kontrollen informiert wurden und die Party am Vortag quasi ausgefallen war. Eher unüblich bei den Reitern. Dass das Alkoholproblem in diesem Sport vielleicht größer ist als bei anderen, erklärt Maria Schierhölter-Otte so:
"Andere junge Leute gehen am Wochenende in die Disco, unsere Spitzenreiter sind ja bis zu 45 oder 50 Wochenenden im Jahr mit ihren Eltern auf Turnieren. Die leben im LKW und für die ist das Wochenende eben auch Freunde treffen und gemeinsam feiern."
Hier in München wurden die Handgelenke der Jugendlichen mit Bändchen gekennzeichnet, damit ihnen kein Alkohol verkauft wird. Und zusätzlicher Wachschutz sollte für Ordnung rund um den großen Parkplatz sorgen. Dort stehen die LKW, mit denen die Pferde transportiert werden und in denen viele Reiter auch wohnen, inklusive eines gut gefüllten Kühlschranks. Was sich darin befinde, darauf habe man leider keinen Einfluss:
"Die Eltern sind die Erziehungsberechtigten. Wir haben sehr vernünftige Eltern, die das so sehen wie wir. Wir haben aber leider auch Eltern, die sagen, das geht Euch nichts an als Verband, wir erziehen unserer Kinder selber und was wir im LKW mitführen an Alkohol ist unserer Sache."

Von Verwarnung bis Wettkampfsperre

Lediglich wenn sich Betrunkene außerhalb des LKW daneben benehmen, könne der Veranstalter von seinem Hausrecht Gebrauch machen. Wenn das Problem auf dem Turniergelände sichtbar wurde, sei auch schon von Verbandsebene sanktioniert worden, so Sönke Lauterbach von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung:
"Das war eine Verwarnung, das war eine Abmahnung, das war eine Kadersuspendierung, das ist bis hin zu einer Wettkampfsperre gegangen."
Die Bier- und Weinstände direkt am Parcours wird man dagegen wohl weiter auch auf den großen Jugendturnieren finden, schließlich will man Eltern und Sponsoren, ja auch nicht verärgern. Gute Beispiele sehen anders aus.
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