Albrecht von Lucke über AKK und die YouTuber

"Klartext verunglückt ihr immer"

08:45 Minuten
Die Bundesvorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, steht bei einer Pressekonferenz am Pult und blickt zur Seite.
AKK habe die YouTuber noch aufgewertet, sagt Albrecht von Lucke - indem sie sie mit 70 Zeitungsredaktionen verglich. © imago/Xander Heinl photothek.net
Moderation: Korbinian Frenzel · 28.05.2019
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"Meinungsmache" wirft die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer rund 70 YouTubern vor. Und erntet dafür den Vorwurf, die Meinungsfreiheit anzugreifen. Der Journalist Albrecht von Lucke findet AKKs Anliegen berechtigt, kritisiert sie aber auch.
Will Annegret Kramp-Karrenbauer mit einer Reglementierung des Internets die Meinungsfreiheit einschränken? "Natürlich nicht", sagt Albrecht von Lucke, Redakteur bei den "Blättern für deutsche und internationale Politik". "Der Grundgedanke ist berechtigt: Sie fragt sich, welche Regeln, die wir tatsächlich im Normalen, Analogen haben, sollten digital gelten", so von Lucke im Deutschlandfunk Kultur.
Albrecht von Lucke im Porträt
Der Journalist Albrecht von Lucke© imago/APress
Vor der Europawahl hatten rund 70 YouTuber dazu aufgerufen, die Union, SPD oder AfD nicht zu wählen. Kramp-Karrenbauer reagierte so: "Was wäre eigentlich in diesem Lande los, wenn eine Reihe von, sagen wir, 70 Zeitungsredaktionen zwei Tage vor der Wahl erklärt hätten, wir machen einen gemeinsamen Aufruf: Wählt bitte nicht CDU und SPD. Das wäre klare Meinungsmache vor der Wahl gewesen."

Ungeheure Meinungsmacht im digitalen Raum

Von Lucke unterstreicht, dass es "natürlich" das Recht eines jeden Bloggers und YouTubers sei, "sich zu einer solchen Meinungsaussage bereit zu finden". Dennoch: "Es ist ein neues Phänomen, dass wir es mit einer ungeheuren Meinungsmacht - das muss man schon konzedieren - mit einer enormen Meinungsmacht im digitalen Raum zu tun haben. Und die Parteien sind jetzt natürlich ungemein gefordert, darauf eine adäquate Antwort zu finden."
Der CDU-Vorsitzenden sei allerdings keine geschickte Argumentation gelungen: "Man kann ja über die Macht im Internet sprechen, aber man sollte dann nicht den Eindruck erwecken, ja, es könnte sich vielleicht sogar um Zensur handeln. Dann macht man sich angreifbar." Kramp-Karrenbauers Problem sei: "Der Klartext verunglückt ihr regelmäßig."
Den YouTubern wirft von Lucke vor, viele hätten ihre Sätze einfach nur abgelesen. Die Parteien müssten mehr Zeit haben, "auch wirklich scharf" zu reagieren: "Denn so entsteht der Eindruck, dass doch die Parteien im Übermaß ins Unrecht gesetzt werden von Leuten, die von Politik bis vor kurzem nicht all zu viel Wissen hatten."
(bth)

Das vollständige Gespräch mit Albrecht von Lucke hören Sie hier:

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