Al-Dschasira-Moderator

Ägyptischer Journalist Mansur ist wieder frei

Undatiertes Foto des Journalisten Ahmed Mansur, das der TV-Sender Al-Dschasira zur Verfügung gestellt hat.
Ahmed Mansur gehört zu den bekanntesten TV-Journalisten der arabischen Welt. © picture alliance / dpa / Al-Dschasira
Von Sabine Rossi · 22.06.2015
Der in Berlin auf Grundlage eines ägyptischen Haftbefehls festgenommene Journalist Ahmed Mansur ist wieder auf freiem Fuß. Doch sein Arbeitgeber, der Sender Al-Dschasira, hat die beste Zeit möglicherweise schon hinter sich.
Im Internet kursiert ein Video. 2011 soll es aufgenommen worden sein, der Ort ist unklar. Am Boden liegen drei Männer. Mit Kabelbinder sind ihnen die Arme hinter dem Rücken gefesselt. Einer von ihnen wird verhört, geschlagen – immer wieder schreit er auf vor Schmerz.
Kurz sieht man einen Mann im Bild, seitlich von hinten gefilmt. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Ahmed Mansur, dem bekannten Journalisten des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira. Aber ist er es wirklich?
Mansur streitet alle Vorwürfe des ägyptischen Gerichts ab
Ahmed Mansur streitet ab, während der Revolution zu Beginn des Jahres 2011 auf dem Tahrir-Platz in Kairo dabei gewesen zu sein, als unter anderem ein Anwalt gefoltert wurde. Im vergangenen Jahr verurteilte ihn ein Gericht in Kairo wegen dieses Vergehens in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft. Nach seiner Festnahme am Samstag in Berlin beteuerte Mansur in einer Videobotschaft erneut seine Unschuld:
"Ich habe den Sicherheitsbehörden am Flughafen mitgeteilt, dass ich im Besitz eines Dokuments von Interpol bin, dass gegen mich kein Haftbefehl vorliegt und dass alle Vorwürfe gegen mich falsche Anschuldigungen sind. Doch die Beamten waren entschlossen, mich festzunehmen."
Ahmed Mansur, der auch die britische Staatsangehörigkeit besitzt, wurde 1962 in einem Dorf im Nildelta geboren. Nach der Schule studierte er Philosophie und berichtete für zahlreiche Zeitungen, ehe er 1997 zu Al-Dschasira wechselte.
Für den Sender moderiert er derzeit zwei Programme – "Shahid Ala Al-Asser" beschäftigt sich mit historischen Ereignissen und lädt Zeitzeugen ein.
Das politischere – und damit auch umstrittenere – Programm ist "Bila Hodoud", übersetzt heißt das "Ohne Grenzen". Es ist Interviewformat, das aktuelle politische Themen aufgreift.
Als Ahmed Mansur zu Al-Dschasira kam, war der arabische Nachrichtensender erst ein Jahr zuvor gegründet worden.
Al-Dschasira trat an, um etwas Neues in der arabischen Welt zu bieten
Al-Dschasira und seine Journalisten waren angetreten, etwas Neues aufzubauen. Sie wollten ein Beispiel für guten Journalismus in der arabischen Welt sein, unabhängig, ein Leuchtturm der Meinungsfreiheit. Den Unterdrückten der Welt und der Wahrheit wollten sie eine Stimme geben.
Inzwischen ist Al-Dschasira, dessen Finanzier der Emir von Qatar ist, ein Medien-Unternehmen: Zusätzlich zum arabischen Nachrichtenprogramm, sendet Al-Dschasira International ein Vollprogramm in englischer Sprache.
Dazu kommen diverse Sportkanäle, ein Dokumentations- und Kinderprogramm und Al-Dschasira Mubashir. Übersetzt heißt das so viel wie Al-Dschasira Live oder Direkt. Al-Dschasira Mubashir sendet 24-Stunden Live-Bilder, ausgewählt, aber oft unkommentiert. Der Ableger dieses Programms für Ägypten wurde inzwischen von den ägyptischen Behörden abgeschaltet.
Seit die Umbrüche von 2011 die arabische Welt in Atem halten, ist Al- Dschasira in die Kritik geraten – vor allem der arabisch-sprachige Nachrichtensender und eben Al- Dschasira Mubashir: Viele meinen, Al-Dschasira berichte einseitig und kollaboriere mit den Islamisten. In einem Interview mit dem ARD-Studio Kairo widersprach Al Anstay von Al Dschasira International vehement.
"Was unsere Journalisten machen, ist Journalismus. Ganz einfach! Und das ist festgelegt in Al- Dschasiras interner DNA."
Mehrere Journalisten haben Al-Dschasira bereits verlassen
Intern rumort es jedoch: Mehrere Journalisten haben Al- Dschasira bereits verlassen, weil sie sich nicht einer vorgegebenen Linie oder Haltung verschreiben wollen - und die werde von den Geldgebern vorgegeben.
Qatar gehört zu den Kritikern der derzeitigen ägyptischen Regierung. Zahlreiche Anhänger der Muslimbruderschaft haben in dem Emirat eine neue Bleibe gefunden, nachdem der frühere Präsident Mursi im Sommer 2013 in Ägypten abgesetzt wurde.
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