Aktiengeschäfte im Dark Pool

Handel im Verborgenen

Der Aktienhandel verlagert sich immer mehr in die virtuelle Welt.
Der Aktienhandel verlagert sich immer mehr in die virtuelle Welt. © picture alliance / dpa / Foto: Ritchie B. Tongo
Von Andreas Kolbe  · 29.09.2014
Das große Geld mit Aktien wird immer weniger auf dem Börsenparkett, dafür aber immer mehr über Computersysteme gemacht. Diese virtuellen Handelsräume nenne sich Dark Pools, die vorrangig Abseits der Finanzkontrolle agieren.
Die Börse in Frankfurt ist nichts anderes als ein großer öffentlicher Marktplatz. Hier treffen all jene aufeinander, die Aktien kaufen oder verkaufen wollen. Das war so, als sich die Händler auf dem Parkett noch gegenseitig Kurse zuriefen – und das ist auch heute so, auch wenn die Geschäfte inzwischen nahezu geräuschlos über Computer abgewickelt werden.
Große Anleger aber, wie beispielsweise Fondsgesellschaften, Pensionskassen oder Versicherungskonzerne, handeln lieber im Verborgenen, über alternative Plattformen im Schatten der Börse, so genannte Dark Pools. Auch das sind Computersysteme, die Käufer und Verkäufer zusammenführen. Anonym allerdings, verschwiegen – und weitgehend unreguliert.
Geschäfte abseits der Börse
Hier lassen sich große Geschäfte abwickeln, ohne dass andere Marktteilnehmer davon Wind bekommen. Ein riesiger Verkaufsauftrag etwa würde an der Börse den Aktienkurs auf Talfahrt schicken. Andere Investoren könnten das als Signal verstehen und ebenfalls verkaufen. Ein Kurssturz wäre die Folge. Wird der Mega-Deal aber abseits der Börse abgewickelt, bleibt der offizielle Kurs davon unbeeindruckt.
Nachteile für Wertpapierhandel
So findet beispielsweise bei den DAX-30-Aktien inzwischen nur noch 40 Prozent des Handels über das elektronische Xetra-System der Deutschen Börse statt. Der Rest wird über unregulierte Kanäle abgewickelt, meist über Dark Pools. Das mag für einzelne Investoren von Vorteil sein, für den Handel mit Wertpapieren insgesamt bringt das aber Nachteile und Risiken: So wird der Börse der wichtigste Schmierstoff entzogen: Liquidität, die Fähigkeit jederzeit Käufer oder Verkäufer zu finden. Die offiziellen Kurse spiegeln Angebot und Nachfrage längst nicht mehr vollständig wieder.
In Deutschland ist die Finanzaufsicht BaFin für die Kontrolle der außerbörslichen Handelsplattformen zuständig, aber nur wenn diese ihren Sitz auch in der Bundesrepublik haben. Die meisten Dark Pools jedoch sitzen in London.
Mehr zum Thema