AfD-Erfolg in Mecklenburg-Vorpommern

Kultureller Kahlschlag und die Folgen

Der Schriftzug "Wir schaffen das nie" steht an einem Bauzaun der neuen Bundesstraße B96 bei Rambin (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Insel Rügen, die zum Wahlkreis von Bundeskanzlerin Merkel gehört.
Wir schaffen das nie: Anti-Flüchtlings-Stimmung auf der Insel Rügen © dpa-Zentralbild / Stefan Sauer
Erik Münnich im Gespräch mit Maike Albath · 05.09.2016
Mit großer Wirkung ist die AfD in die Reihen der etablierten Parteien in Mecklenburg-Vorpommern eingebrochen. Der Leiter des Freiraum-Verlags in Greifswald, Erik Münnich, macht dafür auch den Kulturabbau auf dem Land verantwortlich – und fehlende Zivilcourage.
Aus dem Stand hat die AfD in Mecklenburg-Vorpommern über 20 Prozent geholt – die CDU landete noch hinter der Protestpartei. Wie konnte es soweit kommen? Für den Leiter des Freiraum-Verlags in Greifswald, Erik Münnich, hat das viel mit dem jahrelangen Kulturabbau zu tun – und mit einem generellen Rückzug der Demokraten auf dem Land.
Er selbst könne nicht erkennen, dass es schon einen Versuch gebe, die Fläche zurückzugewinnen, sagte Münnich im Deutschlandradio Kultur. In den letzten Wochen habe man auf den Dörfern 20 Wahlplakate der NPD, 10 der AfD und nur ein oder zwei Plakate von demokratischen Parteien gesehen.

Die Diskussion über Kulturabbau gibt es schon lange

Um eine Gegenöffentlichkeit zu etablieren, müssten Land und Kommunen dies wieder als Aufgabe betrachten:
"Man verliert Jugendliche, man verliert junge Menschen dadurch, indem man ihnen keine Angebote macht."
Die Diskussion über Kulturabbau gebe es schon lange, klagte Münnich. Es gebe trotzdem noch viele Akteure in Parteien und Kultur, die ansprechbar seien und beispielsweise die Sicherheit von Autoren bei Lesungen garantieren könnten.

Autoren sollten der "persönlichen Gefahr trotzen"

Es sei nicht so, dass man, wenn man als Autor über die AfD schreibe, gleich angefeindet werde, so Münnich. Das könne passieren, passiere aber auch in anderen Bundesländern. "Der persönlichen Gefahr trotzend" sollten die Autoren sich erheben, forderte der Verleger. (ahe)
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