Adele und die Körpernorm

Bodyshaming andersrum

05:52 Minuten
Die Sängerin Adele bei ihrem Auftritt während den Grammy Awards 2017.
Ob dünner oder nicht, die Stimme von Adele bleibt immer groß. © AFP / Valerie Macon
Jenni Zylka im Gespräch mit Boussa Thiam · 15.10.2021
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Adeles Gewicht entsprach früher nicht der Popstar-Norm. Jetzt bemängeln manche, dass sie zu dünn geworden sei. "Es ist immer falsch, sich öffentlich über ihren Körper zu äußern", kritisiert die Journalistin Jenni Zylka, "das darf nur sie allein."
Viele Leute hätten Adele bewundert, weil sie es in der Musikwelt geschafft habe, ohne dass ihr Körper den Normen eines weiblichen Superstars entsprochen hätte, sagt die Kulturjournalistin Jenni Zylka.
Jetzt hat Adele ihr erstes Video seit sechs Jahren veröffentlicht und prompt heißt es, sie sei zu dünn. Die aktuellen Vorwürfe in sozialen Medien, Adele hätte sich angepasst und damit die Body-Positivity-Bewegung verraten, seien unverschämt, sagt Zylka. Unterm Strich kämen die Vorhaltungen wieder auf das Gleiche hinaus: "Jemand anders sagt dieser Frau, wie ihr Körper zu sein hat."
Auch vermeintlich wohlwollende Bemerkungen wie 'Toll, dass Du abgenommen hast' seien unzulässige Wertungen, sagt Zylka: "Es ist immer falsch, sich öffentlich über ihren Körper zu äußern. Das darf nur sie allein."
Dass Körper ständig bewertet würden, sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, meint Zylka. Frauen hätten im klassischen Rollenbild mehr mit diesen Äußerlichkeiten zu tun: "Aber auch Männer oder erst recht Transpersonen sind natürlich davon nicht frei."

Aus der Deckung schießen, um Reaktionen zu generieren

Dass sich so viele Personen berufen fühlten, den Körper einer Künstlerin zu kommentieren, liege auch an Social Media, sagt Zylka: "Mit diesem Trugschluss, so kleine Sprüche oder Spitzen könnte man noch mal eben twittern. Sie kriegt das ja nicht mal mit." Und so schieße man aus der Deckung und generiere dadurch Reaktionen.
Gut sei, dass Adele sich nicht beirren lasse: "Ich finde beeindruckend bei ihr, dass sie weiterhin so wenig verbittert rüberkommt. Insofern wünsche ich ihr, dass sie es schafft, die nötige Distanz weiterhin zu wahren und diese albernen Kommentare einfach als das zu nehmen, was sie sind: Social Media Spam. Also überflüssig wie ein Kropf", sagt Zylka.
(beb)
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