Abstimmung in der Schweiz

Comic-Szene engagiert sich für öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Schweizer Fernsehen in Zürich
Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG kämpft um ihr Fortbestehen. © imago/Geisser
Lawrence Grimm im Gespräch mit Gesa Ufer |
Die Schweizer stimmen am Sonntag über die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen ab. Die Initiative "No Billag" hat eine Volksabstimmung dazu lanciert. Gegen die Abschaffung hat das Comicmagazin Strapazins die Aktion "Nein zu No Billag" gestartet.
Die Schweizer Comicszene rechnet sich selbst wohl mehr der Subkultur- und Underground-Szene zu. Dennoch haben sich Comiczeichner in der Schweiz der Aktion "Nein zu No Billag" des Comic Magazins Strapazin angeschlossen und kämpfen für ein Fortbestehen der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG).
"Grundsätzlich geht es ja darum, dass an der Kultur an sich gesägt wird. Da ist Fernsehen dabei, Comics, Musik, Tanz, alles – und deshalb solidarisieren wir uns", sagt Lawrence Grimm, Verlagsleiter des Comic Magazins Strapazin.

"Es gibt sehr viele Auflagen zur Neutralität"

Auch der Vorwurf der No-Billag-Kampagne die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sei zu staatsnah, lässt Lawrence-Grimm nicht gelten.
Die SRG sei kein Staatsmedium, sondern eine Gesellschaft, eine Service Public, die ihren Auftrag von der Schweizer Gesellschaft erhalte.
"Gerade deshalb, weil es so ein öffentlicher Auftrag ist, gibt es sehr viele Auflagen zur Neutralität. Deshalb kann man jetzt eigentlich nicht sagen, dass die Meinung des Staates hier verbreitet wird, ganz im Gegenteil. Dadurch, dass es öffentlich ist, gibt es ganz viele Auflagen. Man muss immer beide Seiten sprechen lassen. Und das wird natürlich ganz anders, wenn es plötzlich privat ist."

Die "Nein-zu-No-Billag-Inititave" setzt nun auf Comics und Trickfilme, die jeder frei gestalten könne, so Lawrence-Grimm. Ihm sei es dabei nur wichtig gewesen, die diffuse No-Billag-Kampagne in Bilder zu fassen und dafür würden sich eben Cartoons sehr gut eignen. Mittlerweile seien rund 50 Cartoons bei ihnen eingegangen.
"Die einen sind sehr klassisch im Sinne von Zeichnungen, so Beiträge in Zeitungen, die anderen Cartoons sind sehr individuell, sehr verschiedene Stile. Aber ist ja eigentlich toll. Weil das spiegelt Vielfalt, die sonst verloren gehen könnte am Sonntag."

"Demokratie an sich ist ja kein kollektives Rosinenpicken"

Auch in Deutschland ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Kritik. Manche fragen auch hier, warum soll ich für etwas zahlen, das ich gar nicht nutze? Mit solchen Aussagen wurde vor allem zu Beginn der Kampagne in der Schweiz argumentiert, so Lawrence-Grimm. Darauf hat er aber eine konkrete Antwort:
"Das kann schon sein, dass man kein Fernsehen schaut oder kein Radio hört. Aber es geht ja darum, wie will man hier stehen, was will man in einer Demokratie, in einer Gesellschaft bewirken. Und wenn man dann plötzlich keine freie Information und keine freie Kulturgestaltung mehr hat, was macht man dann? Es gibt ja die, die das durchaus schauen. Und da bringe ich dann immer das Argument: Ich wandere nicht, ich kann nicht wandern. Ich würde, glaube ich, von jedem zweiten Berg herunterpurzeln. Aber: Durch meine Steuern zahle ich die Sanierung der Wanderwege.
Und in der Demokratie geht es ja darum, dass man quasi zahlt für etwas, dieses Mal durch Steuern, für Dinge, die Leute gern haben, und die zahlen vielleicht für Dinge, die ich gerne habe. Weil Demokratie an sich ist ja kein kollektives Rosinenpicken, sondern es ist eine Gemeinschaft, in der man zusammen baut und etwas bewirkt."
(jde)
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