Abschied von der traditionellen Musik

Von Stefan Keim · 23.08.2013
Die diesjährige Ruhrtriennale wurde mit einem Werk des 1974 verstorbenen amerikanischen Komponisten Harry Partch eröffnet. Er schuf eine neue Harmonik, in der die Tonleiter nicht nur zwölf, sondern 43 Töne hat - und erfand dafür eigene Instrumente.
Musiker trommeln ekstatische Rhythmen, der Gesang erinnert an einen berauschten Indianerstamm. Harry Partch schuf eine neue, mikrotonale Harmonik. Bei ihm ist eine Oktave nicht in zwölf, sondern in 43 Töne unterteilt. Um das zu spielen, baute er neue Instrumente. Und nahm es in Kauf, dass seine Stücke nur selten gespielt wurden und weitgehend unbekannt blieben.

Partch stammte aus einer Missionarsfamilie und lernte schon als Kind viele Instrumente. Mit einem Stipendium ausgestattet ging er nach Europa, um musikalische Forschungen zu betreiben. Doch als er Mitte der dreißiger Jahre in die USA zurück kehrte, herrschte die Wirtschaftskrise. Partch wurde zum Hobo, zum Landstreicher und Gelegenheitsarbeiter, reiste in Güterzügen durch das Land und verabschiedete sich von der westlichen Gesellschaftsform. Und ebenso von der traditionellen Musik.

Das Stück "The Delusion of the Fury" – Mitte der sechziger Jahre uraufgeführt – gilt als Partchs Hauptwerk. Zwei Geschichten schälen sich heraus. Ein Krieger begegnet dem Geist eines getöteten Gegners. Ein Paar zerstreitet sich und wird von einem Richter einfach wieder nach Hause geschickt. Eine entspannte, fröhliche Hippieatmosphäre durchzieht das Stück. Seine Botschaft lautet: Leute vertragt euch und habt Spaß am Leben!


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