Abhörtechnik im Museum

Winzig sind Wanzen nur im Film

07:24 Minuten
Mehrere blaue Wanzen die mit roten Kabeln verbunden sind liegen auf weißem Grund.
Die Wanze SRT-52 © Crypto Museum / Paul Reuvers
Paul Reuvers im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 13.03.2019
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Ungewöhnliches Hobby: Zwei niederländische Ingenieure sammeln Wanzen und anderes Spionageequipment, das sie dann in ihrem eigenen Museum zeigen. Mit einer seltenen CIA-Wanze aus den 1960ern waren sie bei uns im Studio und haben es - was sonst - verwanzt.
Ein kleines privates Museum im niederländischen Eindhoven sammelt Gerätschaften zur Verschlüsselungs- und Spionagetechnik. Die Gründer des "Crypto Museum", Paul Reuvers und Marc Simons, waren im Studio von Deutschlandfunk Kultur zu Gast, um die Geschichte dieses Liebhaberprojekts zu erzählen und haben nebenbei noch unser Studio "verwanzt" - natürlich nur vorübergehend.

CIA-Wanze, sechs Zentimeter lang

Die seltene CIA-Wanze sei in den 1960er-Jahren von einer niederländischen Firma produziert worden, berichtet Paul Reuvers. "Das Gerät ist von 1964, also eines der ersten Geräte, die mit Transistoren gebaut worden sind." Eigentlich seien alle Wanzen vernichtet oder der CIA übergeben worden. "Aber aus einem Nachlass ist vor zwei Jahren eine komplette Sammlung von diesen Wanzen zu uns gekommen." Fast alle davon habe man wieder zum Laufen bringen können.
Die Wanze, die Reuvers ins Studio mitgebracht hat, ist mit gut sechs Zentimetern Länge recht groß. Aber offenbar nicht ungewöhnlich groß: Winzig seien Wanzen nur im Film.
Wer mit der Wanze früher abgehört wurde, weiß der Sammler nicht. "Viele von diesen Sachen sind immer noch top secret. Über diese Wanze zum Beispiel ist bisher noch nichts geschrieben worden, auch nicht von den Behörden in Amerika."

Ebay-Wanzen sind nur "Spielzeug"

Mit Wanzen, wie man sie etwa auf ebay kaufen kann, hätten die im Museum ausgestellten nichts gemeinsam, betonte Reuvers. Die bei ebay seien lediglich Spielzeug: "Das sind schöne Wanzen, aber die hat man mit einem professionellen Wanzensuchgerät innerhalb von zwei oder drei Sekunden gefunden." Profi-Geräte wie die CIA-Wanzen hingegen finde man nicht mit einem Suchgerät, weil sie eine Art Pulsphasenmodulation hätten. "Kann man vergleichen mit Radar, aber mit sehr niedrigem Pegel. Und das lässt sich nicht einfach dekodieren für einen normalen Empfänger."
Auf ihr ungewöhnliches Hobby kamen Paul Reuvers und der zweite Gründer, Marc Simons, weil sie sich von Kindheit an für Technik interessierten - und weil "alles mit Geheimnissen" immer toll sei, sagte Reuvers. "Wir haben angefangen mit Chiffriermaschinen, Kryptogeräten, und alles mit Spionagetechnik ist dann noch dazu gekommen."

Das Crypto-Museum ist unter der Adresse www.cryptomuseum.com zu finden. Neben Bildern und Texten zu Chiffriermaschinen und Spionagequipment werden dort auch Hintergrundinformationen zur Geschichte der Spionage und den Herstellern der Geräte präsentiert.

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