Ab und zu Probleme mit den Klick-Lauten

Von Petra Marchewka · 18.05.2012
Sie singen traditionelle Lieder aus Südafrika - rhythmisch, gefühlvoll und eindringlich. Aber der Chor "Shosholoza" aus dem Raum Bremen-Oldenburg möchte mehr als das: Die 45 Sänger informieren während ihrer Auftritte in typisch südafrikanischer "Storyteller"-Manier mit kleinen Spielszenen über die Situation der Menschen des afrikanischen Landes.
"Molweni bakwethu, Sanibonani nonke, Dumela... Wir heißen Sie willkommen, wir begrüßen Euch."

Dieses Begrüßungsglied ist eine gute Einstimmung in die Chorprobe von Shosholoza: Der nüchtern wirkende Delmenhorster Veranstaltungsraum ist sofort vergessen, die Stimmung vom ersten Ton an fröhlich und energiegeladen.

"Singen gehört zur Kultur. Singen und Südafrika gehört zusammen. Auch in Lebenslagen. Ob's im positiven oder negativen Sinn ist, diese Lebenslage: Es wird ganz viel musikalisch umgesetzt und ausgedrückt."

Werner Ufferhardt - Dirigent, künstlerischer Leiter - ist eines der Gründungsmitglieder von Shosholoza. In den 80er-Jahren hatte sich der mittlerweile 60-jährige Lehrer für die Abschaffung der Apartheid engagiert und Kontakte zu Afrikanern geknüpft, die in Deutschland im Exil lebten. Unter ihnen waren auch Musiker, und sie vermittelten den Deutschen ihre südafrikanischen Lieder.

"Das war eine Verbindung zwischen einer politischen Haltung und der Musik, der musikalischen Arbeit, die wir da verwirklichen konnten, und das passte gut zusammen."

Schnell schlossen sich aus verschiedenen Chören Sängerinnen und Sänger zusammen, die sich von nun an ausschließlich dem südafrikanischen Repertoire widmen wollten. Sie nannten sich "Shosholoza", auf deutsch "Vorwärts".

Linda Köhler spricht einen afrikanischen Text. Sie gehört wie Werner Ufferhardt zu den Shosholoza-Stimmen der ersten Stunde.

"Das heißt übersetzt so viel wie - das ist ein Gefängnissong - 'Ich bin im Gefängnis, meine Eltern sind weit weg, ich bin sehr traurig, dass ich meinen Eltern nicht nahe bin."

Die 60-jährige ehemalige Lehrerin betreut im Namen von Shosholoza ein soziales Projekt in Durban, das die Musikausbildung in den Townships fördern möchte. Alle Gagen, Spenden und Erlöse aus den CD-Verkäufen überweisen die 45 Sängerinnen und Sänger an dieses und zwei weitere Projekte. Immerhin rund 2000 Euro kommen pro Jahr und Projekt zusammen.

Im Moment bereitet Shosholoza den Besuch ihres südafrikanischen Partnerchores Bayede vor, der im September kommen wird und für den noch Auftrittsmöglichkeiten gesucht werden müssen. Bei seinen Auftritten singt Shosholoza die Texte auswendig und in den südafrikanischen Originalsprachen - eine echte Herausforderung, sagt die 42-Jährige Ulrike Gläser, die im Hauptberuf als Behindertenpädagogin in einer Förderschule arbeitet.

"Also ich muss sagen, mir fallen die Klicklaute schwer (lacht), die ja verschieden in die Wörter eingebaut sind, aber mit der Zeit probiert man halt rum und übt sich darin, und bestimmte Worte kommen ja immer wieder vor. "Ingculazi" bedeutet AIDS, und da hat man ja schon Anhaltspunkte, wie das ausgesprochen wird."

"Geschichte von Apartheid, die Geschichte der HIV- und AIDS-Prävention, das versuchen wir eben auch im Chor zum Thema zu machen, auch mit den Mitteln des Theaters und des Storytellings, was wir von Südafrikanern kennen gelernt haben, als sie hier waren, und auch als wir da waren."

Caudius Joecke ist Kultur- und Theaterpädagoge in Bremen-Huchting. Der 52-Jährige übt mit den 45 Chormitgliedern die Theaterelemente und das Storytelling ein, die kleinen Erzählpassagen zwischen den einzelnen Stücken.

"Und das ist nicht immer so einfach, weil wir sind ja nur wohl genährte, gut situierte Weiße, die dann Schwarze spielen."

Shosholoza singt in Kirchen, auf Gemeindefesten, in Schulen - und immer für Menschen, die mehr wissen wollen über das Schicksal des südafrikanischen Landes.

"Manchmal, ganz selten, da haben wir ein ganz besonderes Publikum, nämlich dann, wenn wir Chorreisen nach Südafrika machen. Dann toben die Leute, wenn die uns hören, schreien, kreischen, fangen an zu weinen, dann sagen die: Wir haben es nicht für möglich gehalten, dass da Leute, die fast genauso aussehen wie die Buren, solche Lieder singen, die unsere Apartheidsthemen zum Inhalt haben."

Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
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