Spielabbruch in Duisburg

Eine Blaupause für den Umgang mit Rassismus im Stadion

05:52 Minuten
Spieler des VfL Osnabrück beim Spiel in Duisburg
Spieler des VfL Osnabrück verlassen das Spielfeld, nachdem ihr Mannschaftskamerad Aaron Opoku (rechts) in Duisburg rassistisch beleidigt wurde. © picture alliance / dpa / Revierfoto
Siraad Wiedenroth im Gespräch mit Gesa Ufer · 20.12.2021
Audio herunterladen
Zum ersten Mal ist ein deutsches Profi-Fußballspiel wegen einer rassistischen Beleidigung abgebrochen worden. "Es wurde von allen Beteiligten mitgetragen, das ist ein Novum", sagt Siraad Wiedenroth von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland.
Am Sonntag spielte in der 3. Liga der MSV Duisburg gegen den VfL Osnabrück. Als der VfL-Spieler Aaron Opuku in der 33. Minute zur Eckfahne lief, da schallten Affenlaute von der Tribüne. Der Schiedsrichter hat nach dieser rassistischen Beleidigung das Spiel zunächst unterbrochen – und dann ganz abgebrochen, weil sich der Spieler und der VfL Osnabrück nicht mehr in der Lage sahen weiterzuspielen. Andere Duisburger Fans skandierten "Nazis raus!" gegen die Beleidigung des Gästespielers.

Der Abbruch geschah im Konsens

Es war das erste Mal in Deutschland, dass ein Profispiel wegen einer rassistischen Beleidigung abgebrochen wurde. "Es wurde vor allen Dingen breit getragen abgebrochen, es hing nicht an dem einen Spieler, der betroffen ist und beleidigt wurde", sagt Siraad Wiedenroth, die Geschäftsführerin der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Der Spielabbruch sei von allen Beteiligten mitgetragen worden, das sei ein Novum.
"Für den Moment ist es etwas, was wir uns sehr wünschen" für den Umgang mit Rassismus im Stadion, meint Wiedenroth. Die Möglichkeit eines Spielabbruchs werde meistens nicht genutzt, es gebe dann in den meisten Fällen nur unmotivierte Durchsagen: "Und das war hier anders, das heißt, das ist schon eine Blaupause, die auch genutzt werden kann. Betroffene werden ins Zentrum gestellt in der Aktion, also was braucht die betroffene Person?" Das sei bei jedem rassistischen Vorfall wichtig. Zu fragen wäre, kann die beleidigte Person weiterspielen? Und dann müssten Konsequenzen gezogen werden, aber nicht auf dem Rücken des betroffenen Spielers.

Kein Lippenbekenntnis, sondern eine Haltung

Gibt es eine neue Sensibilität bei den deutschen Schiedsrichtern für Rassismus? Siraad Wiedenroth sieht in dem Duisburger Spielabbruch ein hoffnungsvolles Zeichen. Sie findet aber wichtig, dass nicht nur Schiedsrichter und Fans einen konsequenten Umgang gegen Rassismus entwickeln.
Auch der DFB und die Deutsche Fußball-Liga sollten das mittragen und fördern, zum Beispiel sich hinter Offizielle stellen, die sich gegen Rassismus wenden. Das Engagement gegen Rassismus im Fußball dürfe kein Lippenbekenntnis sein, sondern müsse "eine Haltung sein in jedem Moment, wo es passiert".

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Mehr zum Thema