90 Jahre Bücker-Motorräder

Eine Rennmaschine mit treuen Fans

04:48 Minuten
Historische Motorräder von "Bücker".
Historische Motorräder von "Bücker": © Deutschlandradio / Michael Frantzen
Von Michael Frantzen · 25.10.2020
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Motorräder von BMW, Ducati, Yamaha kennt man, die der hessischen Manufaktur Bücker dagegen heute kaum noch. Doch leidenschaftliche Fans pflegen die Erinnerung an die schnellen Maschinen mit sattem Sound.
Aller Anfang ist schwer. "Tupfen! Auch bei den Viertaktern: Immer tupfen", erklärt Bruno Schmück. Er kennt das schon, dass sein Motorrad nicht sofort anspringt. Kein Wunder: Schließlich hat seine Bücker mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel.
"Bücker hat in der Tat in den 30er-Jahren mit dem 1000 Kubik, zwei Zylinder JAP-Motorrad in der Sportversion das damals teuerste Motorrad Deutschlands gehabt. Teurer als BMW oder vergleichbare. War auch der schnellste damals."
170 Stundenkilometer in der Spitze, bei 60 PS: Der Vorsitzende des Fanklubs "Bücker-Freunde" aus dem hessischen Mühlheim rattert die Eckdaten nur so herunter. Rund 120 Exemplare der bis Ende der 50er-Jahre produzierten Edelmarke soll es in Deutschland noch geben, eine sogar in Russland, überschlägt Schmück, ehe er das Motorrad ausmacht und in seiner Garage zur Seite rollt.
Aber was heißt schon Garage. Der ehemalige Maschinenbauer verzieht das Gesicht. Von wegen Garage. Schließlich sind da noch die anderen fünf Bücker-Motorräder, die Schwarz-weiß-Fotos an der Wand. Und in den Schubladen: fast das komplette Bücker-Archiv. Das hier ist keine Garage, sondern ein Museum. Eine Erfolgsgeschichte.
Bruno Schmück steht vor Bücker Motorrädern.
Kenner und Sammler: Bruno Schmück hat mehrere Bücker-Motorräder und jede Menge Archivmaterial.© Deutschlandradio / Michael Frantzen
"In den 30er-Jahren waren diese Maschinen immer vorne, egal wo die Rennen waren: Ob es hier in Hessen war, auf dem Schotten, auf dem Hockenheim- oder Nürburgring, Norddeutschland, Hamburg. Und auch Bahnrennen: Nürnberg war die bekannteste Bahn. Auch auf diesen Bahnen waren die Bücker-Motorräder sehr erfolgreich."

Als das Zweirad unbeliebt wurde

Firmengründer Franz Bücker fuhr selbst Rennen und machte so Werbung für die Marke. Doch dann kam das Wirtschaftswunder und die Motorradmanufaktur geriet ins Hintertreffen. Die Leute wollten keine Zweiräder mehr, sondern beim Reisen ein Dach über dem Kopf.
Auch Bücker sattelte um, wurde zusammen mit Schwiegersohn Franz Walz größter Ford-Händler im Taunus. Die Liebe zum Motorsport aber blieb, erzählt Schmück. Walz hat er noch kennengelernt, erstmals Ende der 70er-Jahre, als er mehr erfahren wollte über das alte Motorrad seines Vaters und Walz kurzerhand anrief.
"Der Walz war sehr kumpelhaft. Er hat gesagt: 'Komm vorbei, kein Problem.' Das war fast eine kleine Freundschaft, fast über 30 Jahre dann. Bis er gestorben ist. Ich war dann jeden Sommer in Oberursel, wir haben die ganzen Jubiläen ... hier oben sieht man zum Beispiel: dieses 60. Jubiläum, das war 82."
"Er war auch Mechaniker aller Klassen, wie das früher so hieß. Der konnte alles reparieren", erzählt Ursula Krieger-Kunz. Sie ist die Tochter von Franz Walz und stolze Besitzerin von 14 Bücker-Motorrädern sowie diversen Fotos.
"Wir können mal zum Bild gehen. So kenn ich ihn: Er war sehr introvertiert. Aber auch der Tüftler." Sagt Krieger-Kunz über ihren Großvater. "Er ist selber auch Sandbahnrennen in Frankfurt und so gefahren. Und hat auch Preise gewonnen. Aber: Weniger dann, je älter er wurde."

Flitzer in Büroräumen

Es ist Samstagmittag und in den Ausstellungsräumen der Schreinerei von Bückers Enkelin in Oberursel gerade nicht viel los. Ergo hat die Anfang-60-Jährige Zeit für Geschichten. Über ihre PS-affine Familie. Und warum es durchaus keine schlechte Idee ist, Motorräder zwischen polierten Tischen und Eichenregalen hinzustellen.
"Die Motorräder gehen kaputt, wenn sie in der Garage stehen. Die brauchen am liebsten Büroräume, dass sie einigermaßen halten. Ja, so kamen die in unsere Ausstellung."
Krieger-Kunz bleibt vor einer gerahmten Urkunde mit Goldrand stehen. Das will sie unbedingt noch zeigen. Wie schnell die Bücker-Flitzer waren. Schnell und erfolgreich. Das ist lange her, die Erinnerungen aber bleiben. An Seriensieger und Eins-A-Tüftler.
"Lieblingsstück?! Also mir gefällt sehr gut das Kindermotorrad von 1922, was da hinten steht."
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