9-Euro-Fonds

Sorglos schwarzfahren?

05:47 Minuten
Ticket-Entwerter im U-Bahnhof
U-Bahn-Fahren geht auch ohne Ticket - dafür mit Risiko und illegal. © imago / Schöning
Mario Burkhardt im Gespräch mit Gesa Ufer · 02.09.2022
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Nach dem 9-Euro-Ticket kommt der 9-Euro-Fonds: Menschen zahlen den Betrag ein und bekommen, wenn sie beim Schwarzfahren erwischt werden, die Strafe bezahlt. Legal ist das nicht, aber hinter der Privatinitiative steckt ein Appell an die Politik.
Das 9-Euro-Ticket ist Geschichte. Wegen der hohen Nachfrage diskutiert die Politik eine Nachfolgelösung, um Bürger in der Energiekrise zu entlasten und ihnen günstigen Zugang zum öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen. Während mehrere Vorschläge für ein bundesweites Ticket zwischen 9 und 69 Euro gemacht wurden, gibt es in einigen Bundesländern und Verkehrsverbünden bereits Nachfolger.
Bis sich die Bundesregierung einigt, hat eine private Initiative eine vorläufige Lösung gestartet: Unter 9eurofonds.de kann man neun Euro pro Monat (oder nach Wunsch auch mehr) in einen Fonds einzahlen und sollte man dann beim Schwarzfahren erwischt werden, wird das „erhöhte Beförderungsentgelt“ aus dem Fonds bezahlt. Diese "solidarische Ticketversicherung" gilt aber nicht für Regionalzüge – weil da zu häufig kontrolliert wird.

Keine Aufforderung zum Schwarzfahren

Legal ist das nicht, denn immerhin bleibt das „Erschleichen öffentlicher Leistungen“ eine Straftat, die auch zur Anzeige gebracht werden kann. Wer wiederholt schwarzfährt und die Strafe nicht bezahlt, dem kann eine Haftstrafe drohen. Dazu gab es bereits im Dezember 2021 eine ähnliche Initiative: Da richtete der Journalist und Aktivist Arne Semsrott einen "Freiheitsfonds" ein, um Menschen vor dem Gefängnis zu bewahren, indem man ihnen die Strafe bezahlt. Rund eine halbe Million Euro an Spenden sollen zusammengekommen sein.

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„Es ist eine Schande, ein Skandal, dass wir in Deutschland Leute teilweise sogar ins Gefängnis stecken, dafür, dass sie mobil sein wollen, den ÖPNV nutzen, eine solidarische, klimafreundliche Verkehrsmethode“, sagt Mario Burkhardt von dem Aktionsbündnis "9-Euro-Fonds".

Die Politik zum Handeln bringen

Sie seien "nicht in der Lage, die Konsequenzen von unseren Mitgliedern abzuwenden", betont Burkhardt. "Wir weisen auch ganz stark darauf hin: Wir fordern niemanden auf dazu, ohne Ticket zu fahren. Aber es ist so, dass sich viele Menschen Mobilität nach dem 9-Euro-Ticket teilweise nicht mehr leisten können. Für solche Menschen ist unser Fonds eine Möglichkeit, die Strafzahlungen, die drohen, abzuwenden.“ Das Ziel sei, dass die Politik handelt und etwa das Verkehrsnetz verbessert oder eine höhere Taktung für Verkehrsmittel einführt.
Man sei sehr überwältigt von vielen positiven Rückmeldungen, so Burkhardt. Der Fonds habe bislang ein Volumen im fünfstelligen Bereich, über 4000 Menschen hätten sich mit einer Mitgliedschaft oder Spende beteiligt.
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