50 Jahre ohne die Beatles

Kein Leben ohne Paul, George, Ringo und John

05:52 Minuten
The Beatles Revival Band während eines Auftritts in den 1980er Jahren.
The Beatles Revival Band sang die berühmten Beatles-Klassiker nicht nur auf Englisch, sondern übersetzte sie auch ins Deutsche. © Picture Alliance / United Archives / Impress
Von Klaus Walter · 09.04.2020
Audio herunterladen
Am 10. April 1970 verkündeten die Beatles ihre Auflösung. Ihre Musik hatte sich da in Deutschland schon längst verselbständigt. Ohne sie hätte Frank Witzel nie einen Roman geschrieben und die Beatles Revival Band gibt es sogar bis heute.
"Das wär so schön" zur Melodie von "I want to hold your hand". Die Sweetles wünschen sich zum Geburtstag einen Beatle. Damit meldete die Band aus Berlin ihren Anspruch an auf den Titel: die weiblichen Beatles aus Deutschland.
Auf der Suche nach den weiblichen Beatles aus Deutschland landen wir am 50. Todestag der Beatles in Saudi-Arabien. Der sonnige Wüstenstaat am persischen Golf war bis vor zwei Jahren das letzte Land auf dieser Erde, in dem es Frauen verboten war, Auto zu fahren. Diesem Umstand hat Gudrun Gut eine Art Protestsong gewidmet und der ist wiederum eine Antwort auf ein Lied der Beatles. Bei den Fab Four hieß es 1965: "Baby you can drive my car", nicht ohne einen sexuellen Unterton. Bei Gudrun Gut geht es dagegen eher in Richtung automobiler Selbstermächtigung:
"Baby I can drive my car" – Gudrun Gut und ihre feministische Antwort auf "Baby you can drive my car", der Auftaktsong von "Rubber Soul", dem Beatles-Album von 1965. Ohne "Rubber Soul" müsste die deutsche Literaturgeschichte umgeschrieben werden.
"Den Standpunkt gibt's nicht wo er steht, er weiß auch nicht, wohin er geht, hat er nicht 'ne Kleinigkeit von dir", so macht sich die Beatles Revival Band aus Frankfurt am Main ihren eigenen Reim auf den "Nowhere man", auch eine Art Protestsong aus "Rubber Soul". Die Beatles Revival Band besteht übrigens bis heute und damit etwa viereinhalb Mal so lang wie die Beatles.


In "Nowhere Man" kritisieren die Beatles die Ja-Sager, die Gleichgeschalteten und die Konformisten. Für deutsche Teenager in den 60er-Jahren ist "Nowhere Man" auch eine Ermutigung, sich zu wehren gegen die Zumutungen der Erwachsenenwelt.
Die Beatles 1966 auf der Bühne des Circus Krone in München.
Inspirieren bis heute: Die Beatles während Deutschlandtournee 1966 im Münchener Circus Krone.© Picture Alliance / Sven Simon

Ohne Beatles wäre dieser Roman nie geschrieben worden

Teenager wie Frank Witzel, geboren 1955 in Wiesbaden. Im Jahr 2016, mit 60 Jahren, bekommt Witzel den Deutschen Buchpreis für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee-Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969". Ohne die Beatles wäre dieser Roman nie zustande gekommen. In einer denkwürdigen Szene hält der inzwischen erwachsene Teenager eine Rede in einer psychiatrischen Einrichtung. Und nimmt die Steilkurve von den Beatles zu einem berühmt-berüchtigten deutschen Philosophen: Martin Heidegger.
Frank Witzel liest: "Nimmt man nur einmal ansatzweise den religions- und philosophiekritischen Schlüssel auf, stellt man fest, dass es sich bei Rubber Soul um ein Konzeptalbum avant la lettre handelt, in dem alle Lieder ein einziges Thema umkreisen: die ontologische Frage nach der Bedeutung des Seins in Abgrenzung zur Metaphysik. Als Erstes springt natürlich ein Titel wie 'Nowhere Man'ins Auge, in dem sich der Mensch (Man) zum Heidegger'schen Man wandelt."
Das hätte sich John Lennon vor 55 Jahren auch nicht träumen lassen: Dass ein Schriftsteller aus Offenbach am Main im Jahre 2015 seinen "Nowhere Man" mit Heidegger erklärt. Oder Heidegger mit "Nowhere Man"?

Mit John und Yoko im Bett

Ohne die Beatles wären auch die Woog Riots nicht die Woog Riots. Die Woog Riots sind Silvana Battisti und Marc Herbert aus Darmstadt. Im 21.Jahrhundert haben die Woog Riots vier Songs über die Beatles aufgenommen, das heißt, je einen über Paul, George und Ringo, sowie einen über John und die meistgehasste Witwe des Pop.
"Die Serie mit den Beatles-Songs fing damit an, dass wir eines Sonntagmorgens im Bett lagen und auf der Suche nach einem Refrain für ein Stück waren. Wir haben dann die Akustikgitarre dazu geholt und dann hat sich der Refrain von selbst ergeben: 'John & Yoko in bed'."
Die Woog Riots haben jedem einzelnen Beatle ein Lied gewidmet. George Harrison war dran auf dem Album "Alan Rusbridger". Dazu Silvana Battisti und Marc Herbert:
"Rusbridger war lange Zeit Chefredakteur der britischen Zeitung The Guardian. In dieser Funktion veröffentlichte er Whistleblower-Informationen von Wikileaks und Edward Snowdon."
"Deshalb geht's in unserem Song um Geheimdienste, die permanent unsere Daten absaugen wollen."
"Aber die einzige Info, die sie von uns bekommen ist: George Harrison ist der Lieblingsbeatle unserer Mütter!"
Fazit: 50 Jahre nach dem Tod der Beatles gilt: Kein Leben ohne Beatles.
Mehr zum Thema