1972er-Moon-Shoe versteigert

392.000 Euro für einen Sneaker

05:18 Minuten
Ein 1972er-Moon-Shoe von Nike, seit einer Versteigerung im Juli 2019 für 437.000 Dollar der teuerste bekannte Turnschuh der Welt
Versteigert für eine Handvoll hunderttausend Dollar: ein 1972er-Moon-Shoe. © John Angelillo/newscom / picture alliance
Julia Schoierer im Gespräch mit Axel Rahmlow · 24.07.2019
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Turnschuhe zu sammeln, hat Konjunktur, sagt Julia Schoierer. Als Sammlerin mit mehr als 800 Exemplaren versteht sie, warum ein Kanadier bei Sotheby's fast eine halbe Million Dollar für einen bräunlich weißen Sneaker von 1972 gezahlt hat.
Bei Sotheby's in New York ist der wohl teuerste Turnschuh der Welt unter den Hammer gekommen: eines von weltweit zwölf verbleibenden Exemplaren des Nike-Moon-Shoe von 1972. Ansehnlich ist er nicht unbedingt – aber dennoch wichtig, sagt Julia Schoierer, die selbst 800 bis 1000 unterschiedliche Turnschuhe besitzt.
"Prinzipiell hätte ich nichts dagegen, den zu besitzen", sagt die Sammlerin. Anders als der kanadische Unternehmer Miles Nadal würde sie dafür wahrscheinlich keine 392.000 Euro ausgeben, aber: "Das ist der Schuh der Anfänge der Firma Nike, also natürlich ein begehrtes Sammlerstück, und ich denke auch den Preis wert für jemanden, der es sich leisten kann."

Mehr Zeitzeugnis als Turnschuh

Der Moon Shoe führte die charakteristische Noppensohle bei Nike ein. Die sogenannte Waffle Sole entstand der Legende nach, nachdem Nike-Mitgründer Bill Bowerman Gummi in das Waffeleisen seiner Frau gegossen habe. "Inzwischen ist es ja kein Turnschuh mehr, sondern ein historisches Produkt."
Wie der Kanadier Nadal glaubt Schoierer, dass Turnschuh-Sammeln Zukunft hat. "Das Sammeln von Turnschuhen hat einen neuen Hochpunkt erreicht. Niemals vorher war es so populär", sagt sie.
Sneaker seien auch heute noch Statussymbole. "Wer sich dem Sammeln von Turnschuhen widmen möchte, ist heutzutage auf jeden Fall etwas schlechter dran als vor 25 Jahren, als ich angefangen habe zu sammeln."
(fmay)

Hören Sie hier auch ein Interview mit Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts in Köln. Er sagt über den Moon-Shoe: "Dieser Sneaker ist angewandte Kunst!" So sei die Versteigerung bei Sotheby's auch in einem bestimmten Kontext zu sehen. "In Zeiten, wo der Konsum in Frage gestellt wird, werden Objekte aus der Entstehungsgeschichte des konsumistischen Wollens zu Ikonen", ergänzt Müller-Thomkins.
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