100. Geburtstag von Howard McGhee

Der ideale Sideman

Thelonious Monk und Howard McGhee, im September 1947 in New York
Thelonious Monk und Howard McGhee, im September 1947 in New York © imago
Von Matthias Wegner · 06.03.2018
Er war mit Miles Davis und Charlie Parker befreundet und einer der wichtigsten Trompeter der Bebop-Ära: Howard McGhee. Als ideenreicher Improvisator und Melodiker ist er auf zahlreichen Alben verewigt. Vor 100 Jahren wurde McGhee geboren.
Wenn Sie an berühmte Trompeter in der Jazzgeschichte denken- wer fällt ihn einen? Miles Davis – na klar. Dizzy Gillespie – ok. Freddie Hubbard – nicht schlecht. Und was ist mit Howard McGhee? Der im Bundestaat Oklahoma geborene Musiker ist heute fast nur noch den Experten bekannt. Aber es gibt keinen Grund, dass das für ewig so bleiben muss.
Howard McGhee war einer der zentralen Trompeter der Bebop-Ära. Kein Avantgardist, aber ein ideenreicher Improvisator und Melodiker - verewigt auf etlichen richtungsweisenden Alben.

Miles Davis: "Wir wurden dicke Freunde"

Wenn man Howard McGhee eher auf persönliche Art und Weise näherkommen möchte, dann ist die Autobiografie seines alten Buddys Miles Davis eine ausgezeichnete Grundlage.
Der Jazzmusiker Miles Davis bei einem Auftritt in den 70ern
Der Jazzmusiker Miles Davis bei einem Auftritt in den 70ern© imago/ZUMA/Keystone
Als Miles Mitte der 40er-Jahre nämlich das erste Mal so richtig pleite war und keine Wohnung mehr hatte, zog er kurzerhand bei seinem Trompetenkollegen ein, bei dem im Übrigen auch der Saxofonist Charlie Parker zwischendrin immer mal wieder wohnte. "Wir wurden dicke Freunde und ich habe ihm einiges übers Trompetenspielen und Musiktheorie beigebracht", schreibt Miles mit seiner üblichen positiven Selbsteinschätzung.
Howard McGhee wurde – berichtet Miles Davis weiter – regelmäßig von den Ordnungshütern schikaniert, weil er mit einer Weißen verheiratet war. U.a. wurde sein legendärer –Club, das "Finale" - immer wieder hoch genommen und schließlich geschlossen. Unabhängig davon war aber längst klar: Howard McGhee ist ein hervorragender Trompeter, mit einem vollen, aber nicht aufdringlichen Ton auf seinem Instrument. Ein idealer Sideman. Das wusste auch Charlie Parker, der ihn in seine Band holte und dafür wiederum Miles vor die Tür setzte. Eine Bewährungsprobe für die Freundschaft.

Tourneen, Drogen und Comebacks

Howard McGhee musste den Junkie Charlie Parker immer häufiger suchen und retten - mal hauste dieser in einer Autowerkstatt oder er entdeckte ihn schlafend in einer Badewanne.
Jazz-Musiker Charlie Parker im August 1947. Im Hintergrund: Tommy Potter, Miles Davis und Max Roach
Jazz-Musiker Charlie Parker im August 1947. Im Hintergrund: Tommy Potter, Miles Davis und Max Roach © imago/Cinema Publishers Collection
Seine eigene Karriere hatte er dennoch im Blick. Weltweite Tourneen, amtliche Preise und immer wieder tolle Platten standen auf der Habenseite. Doch auch McGhee fand immer mehr Gefallen an den Drogen. Sein Leben verlief holpriger. Immerhin gab es dadurch auch etliche Comebacks – und dabei oft neue, ungewöhnliche Konstellationen, in denen er zu hören war. Gab Gospelkonzerte oder trat mit einer eigenen Bigband auf.
Am 17.Juli 1987 starb McGhee ein halbes Jahr vor seinem 70. Geburtstag. Heute wäre er 100 geworden.

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