Zu Döpfner-Vergleich auf Zeitungskongress

Nordkoreas Medien: Den Führer loben und die USA beschimpfen

Eine Sprecherin des staatlichen Fernsehens in Nordkorea berichtet über den fünften Atom-Test des Landes. Sie ist auf einem großen Bildschirm vor der Pjöngjang Station zu sehen.
Wenn es wichtig wird, verkündet sie die Nachrichten: Ri Chun Hee war schon in den 70ern aktiv. © picture alliance / dpa / Kyodo / MAXPPP
Ostasien-Korrespondent Jürgen Hanefeld im Gespräch mit Christine Watty · 19.09.2017
Mathias Döpfner, Vorsitzender des Zeitungsverlegerbunds, hat mit seinem Vergleich der Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland mit Nordkoreas Staatsfernsehen für Aufsehen gesorgt. Wir fragen unseren Ostasien-Korrespondenten Jürgen Hanefeld, wie die nordkoreanische Medienlandschaft eigentlich aussieht.
Auf dem Jahreskongress des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, der am heutigen Dienstag endet, sollte es um die Rolle des kritischen Journalismus gehen. Aufsehen erregte vor allem der Vorsitzende des Verbands, Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mache den Zeitungen zu viel Konkurrenz im Internet, sagte Döpfner am Montag.
"Wir erleben im Netz nach wie vor eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote, nichts anderes als eine gebührenfinanzierte digitale Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt."
Beim Bashing öffentlich-rechtlicher Medien scheint es inzwischen gängig, sie mit dem Zusatz "Staats-" zu versehen. Doch in die Nachrichten schafft man es damit eher selten.
Döpfner legte noch nach und unterstrich seine Forderung, die Politik müsse faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, mit den Worten:
"Nur Staatsfernsehen und Staatspresse im Netz - das wäre eher etwas nach dem Geschmack von Nordkorea."
Die ARD-Vorsitzende Karola Wille zeigte sich angesichts der Wortwahl befremdet. Sie spiele etwa Populisten und Verschwörungstheoretikern in die Hände, kritisierte sie.

Vier Vorgaben für die Medien

Nachdem also Mathias Döpfner Nordkorea bemüht hat, haben wir den Ostasien-Korrespondenten für die ARD, Jürgen Hanefeld zum Faktencheck gebeten und zur Presselandschaft in Nordkorea befragt.
Eigentlich gebe es nur ein Medium in Nordkorea: KCNA, die Korean Central News Agency", erklärt Hanefeld. Das sei "das staatsgelenkte Nachrichtenmedium, von dem alle anderen abschreiben": Zeitungen, Radio- und Fernsehsender.
"Aber die Quelle ist immer nur eine einzige - und die hat Vorgaben, was sie zu senden hat. Da gibt es vier Punkte: Erstmal muss man die Führung loben, man muss die Überlegenheit des nordkoreanischen Sozialismus herausstreichen, man muss die bürgerliche imperialistische Korruption geißeln und Japan und USA bei jeder Gelegenheit beschimpfen. Mit diesen vier Vorgaben leben die nordkoreanischen Journalisten und da bleibt für die Wahrheit nicht mehr viel übrig."

USB-Sticks per Luftballon aus Südkorea

Wenn Staatschef Kim Jong-un eine neue Atomwaffe testet, werde das im Fernsehen zur besten Sendezeit gezeigt.
"Aber nie live. Das ist sehr interessant, sie trauen sich nie live. Es muss immer schon geschehen sein und geklappt haben. Und dann kommen die großen Fanfaren. Und wenn es dann ganz wichtig war, dann kommt die alte Dame wieder ins Spiel: Ri Chun Hee. Das ist ein Phänomen. Das ist eine Fernsehansagerin, die ist 74 Jahre alt, Großmutter. Ist schon seit 1971 auf dem Schirm. Und wenn sie erscheint, ist es wirklich wichtig."
Informationen außerhalb der Staatspresse könnten nur auf einem Wege von außen ins Land dringen, sagt Hanefeld. Aus Südkorea würden Luftballons mit USB-Sticks und anderen Tonträgern über die Grenze geschickt.
"Auf diese Weise können Nordkoreaner erfahren, was wirklich los ist."
Aber das sei nicht weit verbreitet. Außerdem sei es strengstens verboten, diese Dinge aufzuheben oder sogar abzuhören.
Daneben gebe es vom Westen gesteuerte Propaganda-Sender, zum Beispiel Radio Free Asia. Die könne man aber nur mit verbotenen Empfangsgeräten empfangen. Mit offiziell in Nordkorea verkauften Radios könne man nur die Landessender empfangen.
Internet gebe es zwar in Nordkorea. Alles, was von außerhalb des Landes komme, werde jedoch abgeschirmt, sagt Hanefeld.
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