Was hilft gegen den Dauerregen?

Die Stadt zum Schwamm machen

Touristen stehen vor dem Brandenburger Tor in Berlin Grad im Regen.
Touristen stehen vor dem Brandenburger Tor in Berlin Grad im Regen. © picture-alliance / dpa / Stephanie Pilick
Bodo Weigert im Gespräch mit Christine Watty · 26.07.2017
Wenn der Regen so kräftig fällt wie in den letzten Wochen, kapituliert nicht nur unser Schuhwerk – auch die Infrastruktur einer Stadt wie Berlin kann zusammenbrechen. Experten raten deswegen zum Umdenken: Regenwasser soll nicht mehr so schnell wie möglich abgeleitet und abtransportiert werden. Sondern? Bleiben!
Bei den Regenmengen die im Moment in Deutschland fallen, kommt die Kanalisation der Städte an ihre Grenzen. Das sieht man immer wieder an übersprudelnden, überlaufenden Gullideckeln, die derzeit als Fotos oder Videos in den sozialen Netzwerken Hit-Status haben.
Eine Frau mit Regenschirm geht am 29.06.2017 bei starkem Regen über einen Platz im Stadtteil Charlottenburg in Berlin.
Gegen den Regen hilft in diesem Sommer manchmal auch kein Regenschirm© Rainer Jensen/dpa
Dass die Straßen bei Dauerregen zu teils reißenden Bächen werden, liegt daran, dass das Wasser nicht mehr abtransportiert werden kann. Über die Kanalisation macht sich der normale Bürger nur dann Gedanken, wenn sie nicht mehr funktioniert. Experten denken aber schon länger darüber nach, wie man das oft hundert Jahre alte Abwasser-System in den Städten fit für die Zukunft machen kann.

Berlin will das Konzept "Schwamm-Stadt" erproben

Zu ihnen gehört auch der Ingenieur Bodo Weigert, Sprecher des Kompetenzzentrums Wasser Berlin. Er stellte im Deutschlandfunk Kultur das Konzept der "Schwamm-Stadt" vor, welches in der Hauptstadt in den nächsten Jahren modellhaft erprobt werden soll.
Die Idee: "Möglichst viele Flächen in der Stadt so umzugestalten, dass sie Wasser speichern können."
Bisher ist allerdings das genaue Gegenteil der Fall. Standard ist die Versiegelung von Flächen. Die Bürger wollen keine nassen Füße haben - das Wasser soll deshalb so schnell wie möglich aus den Wohngebieten verschwinden.
"Wie wir gesehen haben, funktioniert das eben nur bedingt", sagte Weigert.
Ein Pkw fährt in Berlin nach einem Gewitter und starken Regenfällen durch die Wassermassen in der Breiten Straße.
Gewitter mit Starkregen machen auch Autofahrern zu schaffen© dpa / Paul Zinken
Entsiegelung von Flächen, Dachbegrünung, Hausfassaden-Begrünung, Reaktivierung von Straßengräben: Das sind laut Weigert Möglichkeiten, Wasser zu speichern, anstatt es abzuleiten.
"Und dann, wenn die Sonne wieder scheint, hat man auch Verdunstungsflächen. Das bringt dann positive Effekte auch für das Stadtklima, es schafft eben eine Kühlung, die in der versiegelten Stadt nicht so leicht möglich ist."
(ahe)

Gesellschafter des Kompetenzzentrums Wasser Berlin (KWB) sind die Berliner Wasserbetriebe und die Technologiestiftung Berlin. Sie wollen mit dem Zentrum Wissenschaft, Forschung und Entwicklung im Bereich Wasser fördern. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Städte auch in Zukunft lebenswert zu gestalten.

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