Verbraucherschutz im Internet

"Wir werden definitiv ein größeres Problem bekommen"

Eine Frau richtet an einem PC einen "Jugendschutz" für ein Kinder-Benutzerkonto ein.
Der 6. Februar ist "Safer Internet Day" © dpa / Arno Burgi
Jan-Peter Kleinhans im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Konten werden leer geräumt, Pädophile hacken sich in Babyphone ein: Die Gefahren im Netz sind real und dennoch gleichsam unsichtbar. Die Politik sei spät aufgewacht, und Verbraucher fühlten sich allein gelassen, sagt Jan-Peter Kleinhans von der Stiftung Neue Verantwortung.
Den meisten deutschen Internet-Nutzern ist sicheres Surfen wichtig, aber nur ein Bruchteil unternimmt genug dagegen. Es gebe eine "Ohnmacht" im Umgang beispielsweise mit Smart-Home-Produkten und es fehle an greifbaren Beispielen für die Gefahren, sagte dazu Jan-Peter Kleinhans am heutigen Safer-Internet-Day im Deutschlandfunk Kultur. Kleinhans ist Leiter des Projekts IT-Sicherheit im Internet der Dinge beim Berlienr Think Tank Stiftung Neue Verantwortung.
Zudem hänge das Verständnis für IT-Sicherheit von "Privilegien" ab, etwa davon ob ich die Zeit habe, "mich intensiv damit zu beschäftigen und zu recherchieren, welches Gerät sicher ist und welches nicht", betonte Kleinhans. Nutzerinnen und Nutzer seien bei der Internet-Sicherheit sehr auf sich allein gestellt und wüssten nicht, wo sie anfangen sollen. Oder sie seien abhängig davon, ob sie im Freundes- oder Bekanntenkreis jemanden haben, "der einem zu Hause mal schnell eben die vernetzte WebCam einrichten kann".

Hacker wollen möglichst unbemerkt bleiben

Anders als bei einem Terroranschlag geschähen die Cyber-Verbrechen außerhalb der Wahrnehmung, sagte Kleinhans. Bei Attacken oder Angriffen über das Internet - meistens durch organisiertes Verbrechen - gehe es ja genau darum, eben möglichst unbemerkt zu bleiben. So würden Email-Konto ausgeräumt, Adressbücher oder Kreditkarten-Informationen abgefischt, ohne das dies große Wellen in der Öffentlichkeit schlage. Dazu sagte Kleinhans:
"Wir sehen fast jeden Monat große Online-Dienste, wo Millionen von Nutzerdaten abhanden gekommen sind sozusagen oder einfach gestohlen wurden; und mit jedem Konto, das von so einem Dienst gestohlen wurde, bedeutet das auch, dass kriminelle Hacker Passwörter und Zugangsdaten haben, und mit denen kann ich mich ja dann wieder in andere Konten einloggen."

Die nächsten zwei bis vier Jahre sind entscheidend

Beim Thema IT-Sicherheit sei der Staat erst in den letzten Jahren aufgewacht. So werde gerade auf europäischer Ebene ein Gesetz beschlossen, dass sich dezidiert mit dem Internet der Dinge und mit IT-Sicherheit beschäftigt.
Kleinhans sprach von einem "window of opportunity" - also einem Zeitfenster, in dem gehandelt werden könne und müsse - von zwei bis vier Jahren. Diese Zeit müssten auch die Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen, um gegenüber Unternehmen und Politik zu machen.
Was schlimmstenfalls passieren könne, sehe man regelmäßig auf Hackerkonferenzen, sagte Kleinhans. So ließen sich smarte Türschlösser öffnen, auch moderne Babyphone seien nicht sicher.
"Wir hatten schon in den letzten Jahren Fälle, wo vernetzte Babymonitore, die eigentlich dafür da sind, das Kind im kleinen Bett zu beobachten, auf die haben sich dritte Pädophile einhackt und haben dann nachts mit dem Kind gesprochen über den Babymonitor."
Er gehe davon aus, dass sich solche oder ähnliche Fälle in Zukunft häufen würden. "Wir werden hier ein größeres Problem definitiv bekommen", sagte Kleinhans.
(huc)
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