US-Magazin "Time"

#Metoo-Aktivistinnen sind "Personen des Jahres"

#Meetoo-Demonstration gegen sexualisierte Gewalt und sexistische Übergriffe am 28.10.2017 in Berlin Neukölln.
Auch in Deutschland gingen Frauen auf #Metoo-Demonstrationen gegen sexualisierte Gewalt und sexistische Übergriffe auf die Straße - hier in Berlin-Neukölln. © imago /Bildgehege
Harald Welzer im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 06.12.2017
Unter #metoo machen immer mehr Menschen in den sozialen Medien öffentlich, von wem sie sexuell belästigt wurden. Das US-Magazin "Time" hat die Initiative darum zur "Person des Jahres" gekürt. Für den Soziologen Harald Welzer hat eine wesentlich ältere soziale Bewegung dafür den Boden bereitet.
"Time" verleiht den Titel jeweils an diejenige Persönlichkeit, die "zum Guten oder zum Schlechten am meisten beigetragen hat, um die Ereignisse des Jahres zu beeinflussen". Auf Platz zwei folgte in diesem Jahr US-Präsident Donald Trump vor dem chinesischen Staatschef Xi Jinping.
Die #metoo-Bewegung hätte mit dem individuellen Mut Hunderter Frauen und einiger Männer begonnen, sagte "Time"-Chefredakteur Edward Felsenthal:
"Das ist die schnellste Bewegung für sozialen Wandel, die wir seit Dekaden erlebt haben."
Das Magazin nennt all diejenigen, die sich unmittelbar oder erst nach langer Überwindung zu Wort gemeldet haben. Auf dem Cover des Magazins ist darum unter anderen die US-Schauspielerin Ashley Judd abgebildet, eine derjenigen, die den Filmproduzenten Harvey Weinstein beschuldigt hat, sie sexuell belästigt zu haben. Es ist der erste große Skandal um die mächtigen Männer in Kultur und Politik, die ihre Position als Freibrief verstanden haben.

Dynamik prominenter Frauen

Dass die Bewegung von prominenten Frauen ins Rollen gebracht wurde, habe ihr Dynamik verliehen, erklärt der Soziologe Harald Welzer, Autor des Buches "Selbst denken - Eine Anleitung zum Widerstand":
"Die Frauenbewegung ist keine Erfindung von gestern und in den westlichen Gesellschaften sehr, sehr stark und mehrere Generationen alt, und insofern gehört es zum normalen gesellschaftlichen Standard, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr möglich sind. (...) Die Dynamik [von #metoo] basiert darauf, dass der Grund für eine Skandalisierung solcher Übergriffigkeit gelegt und stabil ist."
(cosa)
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