Typisch deutsch?

"Die Bockwurst ist ein typisch deutsches Ding"

Bockwurst mit Senf auf Pappteller
Beim Imbiss geht es häufig um die Wurst. © imago / imagebroker
Von Matthias Baxmann |
Wenn es um deutschen Imbiss geht, dann geht es vor allem um die Wurst. Zumindest nennen befragte internationale Korrespondenten Bock- und Currywurst am häufigsten. "Solch eine Wurstkultur existiert bei uns nicht", sagt Kapka Todorova aus Bulgarien.
Evelyn Peternel (Österreich):
Zu Imbiss fällt mir ein, dass es in Deutschland für jede Stadt einen eigenen Imbiss gibt. Mir kommt es so vor, als gäbe es regional immer so ein typisches Essen, das isst man in Hamburg, das isst man in Hessen, in Berlin oder Stuttgart.
Die Bockwurst zum Beispiel, ist ein typisch deutsches Ding. Ich habe sie einmal gegessen und fand sie ungenießbar. Ich weiß nicht, was da drin ist, aber ich glaube, das österreichische Äquivalent ist die Knacker. Die bekommt man bei uns halbiert und abgebraten - die Schreckenserinnerung meiner Kindheit.
Zum Döner sagt man in Österreich Kebab, das ist prinzipiell das Gleiche, schmeckt nur schlechter. Das ist in Wien wie in Graz ähnlich. Aber in Berlin wird tatsächlich darüber diskutiert, ob der Gemüsedöner in Kreuzberg besser ist als in Schöneberg.
Ich verstehe bis heute nicht, warum man in Wien nie eine Wiener bekommt, sondern immer nur eine Frankfurter, während sie in Frankfurt Wiener heißt. In München gibt es beide Varianten, da bekommt man jeweils die gleiche Wurst nur mit anderem Namen.
Boulette ist auch so ein Imbissklassiker. Bei uns heißt das Fleichlaberl, was wohl für deutsche Ohren sehr widerlich klingt.

Sugdi Hamdan (Jordanien):
Wenn man an einem deutschen Imbiss mit Currywurst oder Rostbratwurst vorbeigeht, ist man neugierig. Wie schmeckt das? In der ersten Zeit meines Aufenthaltes in Deutschland bin ich oft Tanzen gegangen und im Anschluss gegen zwölf Uhr nachts gab es noch einen Stand mit Currywurst. Die hat mir wirklich geschmeckt. Ich sehe oft, wie die Deutschen Mittagspause machen und Schlange stehen. Jeder will Döner-Kebab, mit Fleisch und Gemüse, sehr billig. Ich glaube, das ist die Hauptkonkurrenz für die deutsche Imbissbude.

Thibeaut Madelin (Frankreich)
Mit deutschem Imbiss verbinde ich Currywurst. Das lieben die Franzosen. Wenn ich Besuch aus Frankreich habe, wollen die am liebsten sofort zur Currywurstbude gehen. Wir haben in Frankreich auch Imbiss. McDonalds ist natürlich sehr verbreitet, aber diese Außenstände wie in Deutschland gibt es kaum. Man kann bei uns keine Wurst auf der Straße kaufen.

Kapka Todorova (Bulgarien):
Wenn mich meine Mutter besucht, dann suchen wir immer gleich den Bockwurst-Imbiss. Das ist das Highlight, Bockwurstessen. In Westdeutschland sind Bockwürste seltener zu finden, eher Bratwürste. Als Bulgarin kann ich nur sagen, schlimmer geht immer, und in Bulgarien Würste essen, das ist schlimm! Solch eine Wurstkultur existiert bei uns nicht. Über deutsche Würstchen kann ich eigentlich nichts Schlechtes sagen.

Unsere Serie "Typisch deutsch" wird an jedem Donnerstag um 17.50 Uhr in der Sendung "Studio 9" ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen.



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(Online-Bearbeitung: abu)
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