Tumulte bei Frankfurter Buchmesse

"Die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter"

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, aufgenommen am 24.06.2016 im Haus des Buches in Leipzig
Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Alexander Skipis © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Alexander Skipis im Gespräch mit Frank Meyer · 20.10.2017
Der offene Brief "Charta 2017" kritisiert den Börsenverein des Deutschen Buchhandels heftig: Anlass sind die Proteste gegen rechte Verlage bei der Frankfurter Buchmesse. Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis weist die Vorwürfe zurück - und sucht den Dialog mit der Initiatorin.
Nach den tumultartigen Auseinandersetzungen um die Präsenz rechter Verlage auf der Frankfurter Buchmesse haben Autoren, Publizisten und Buchhändler den Börsenverein des Deutschen Buchhandels scharf kritisiert. Die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen initiierte einen offenen Brief – "Charta 2017" genannt – in dem man unter anderem über den Branchen-Dachverband Börsenverein liest:
"Wenn ein Branchen-Dachverband ... darüber befindet, was als Meinung innerhalb des Gesinnungskorridors akzeptiert wird und was nicht, wenn gar zu 'aktiver Auseinandersetzung' mit missliebigen Verlagen unter Nennung ihrer Standnummer aufgerufen wird und diese dann im 'Kampf gegen rechts' beschädigt und ausgeräumt werden – dann ist unsere Gesellschaft nicht mehr weit von einer Gesinnungsdiktatur entfernt."
So ein Auszug aus dem offenen Brief, den unter anderen der Schriftsteller Uwe Tellkamp, der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, die Bestseller-Autorin Cora Stephan und der Publizist Matthias Matussek unterschrieben haben.
Ein Demonstrant hält ein Protestplakate mit der Aufschrift "Ihr seid Nazis Punkt!" hoch.
Proteste und Tumulte bei einer Lesung und Podiumsdiskussion mit Thüringens AfD-Landes- und Fraktionschef Höcke.© dpa / Frank Rumpenhorst

Gesprächsangebot an Initiatorin Dagen

Alexander Skipis wies im Deutschlandfunk Kultur die Vorwürfe mit aller Deutlichkeit zurück. Die gesamte Buchbranche lebe von der Meinungsfreiheit, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: "Unser Anspruch ist es, mit dem, was unsere Branche an Inhalten produziert, einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien Gesellschaft zu leisten. Und deshalb ist für uns die Meinungsfreiheit eines der höchsten Güter, ein Menschenrecht, für das wir eintreten."
Tatsächlich hätten der Börsenverein und die Buchmesse zusammen es ermöglicht, dass solche Verlage auf der Buchmesse waren, betonte Skipis: "Gegen einen großen Widerstand auch der Medien, auch des PEN Deutschland, auch der Politik, haben wir uns entschieden, Meinungsfreiheit zu gewähren: In dem Sinne, dass alles das, was nicht gegen ein Gesetz verstößt, auch gezeigt und gesagt werden darf."
Er werde die Initiatorin der "Charta 2017" Susanne Dagen einladen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen, kündigte Skipis an. Er könne zwar nicht auf jeden einzelnen der Unterzeichner zugehen, möglicherweise werde man ein Format finden, um einen Dialog zu führen.
(hum)
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