Tatverdächtige der Kölner Silvesternacht

Marokkanische Abstammung als Sonderfall?

Man sieht viele Menschen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht, im Hintergrund die Freitreppe zum Dom.
In der Silvesternacht sind am Kölner Hauptbahnhof hunderte Frauen sexuell belästigt worden. © picture-alliance / dpa / Markus Boehm
Von Volker Finthammer · 12.01.2016
Noch laufen die Ermittlungen zur Kölner Silvesternacht, doch von den 19 Tatverdächtigen stammen viele Menschen aus Marokko. Ein Zufall? Kriminalstatistiken zeigen: Der Anteil der von Ausländern begangenen Straftaten steigt zwar - Marokkaner fallen dabei jedoch nicht besonders auf.
Es ist erst einmal nicht mehr als eine Auffälligkeit, dass die überwiegende Zahl der 19 Tatverdächtigen der Kölner Silvesternacht aus Marokko kommt. Der Blick in die Kölner Polizeistatistik zeigt jedoch, dass diese keine neue Entwicklung ist.
Bereits im Bericht für 2013 werden Kleinkriminelle aus den Maghreb-Staaten, also aus Marokko, Algerien und Tunesien für den Anstieg von Taschendiebstählen rund um den Hauptbahnhof mit verantwortlich gemacht.
Die Kölner Polizei spricht von einem sprunghaften Anstieg die Kriminalitätsrate im vergangenen Jahr. Danach werden 40 Prozent der nordafrikanischen Zuwanderer innerhalb eines Jahres straffällig.
Anstieg der von Ausländern begangenen Straftaten
Aus der Kriminalstatistik für 2014 geht hervor, dass der Anteil ausländischer Tatverdächtiger um vier Prozent angestiegen ist und 40 Prozent aller Straftaten von nichtdeutschen Tätern begangen wurden. Dieser Trend könnte sich 2015 fortgesetzt haben.
Die Polizeistatistik für Hamburg kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Auch dort ist der Anteil der von Ausländern begangenen Straftaten angestiegen. Nicht erhärten lassen sich jedoch die aktuellen Auffälligkeiten, wonach Täter aus den Maghreb-Staaten - und da besonders aus Marokko - an erster Stelle stehen würden.
In der Hamburger Statistik stehen Marokkaner in der Gesamtzahl der von Nichtdeutschen begangenen Straftaten auf dem 13. Platz, weit hinter türkischen oder polnischen Straftätern. Auch bei der Zunahme von Delikten nehmen sie keinen der vorderen Plätze ein. Da stehen für Hamburg Kriminelle aus Eritrea an der Spitze - gefolgt von Syrern.
Marokko auf dem 14. Platz der Statistik
Der Blick auf die Statistik des Bundeskriminalamtes bestätigt diese Entwicklung. Seit 2010 steigt der Anteil nichtdeutscher Täter kontinuierlich an. Von den genannten Maghreb-Staaten taucht in der BKA-Übersicht nur Marokko auf dem 14. Platz der Statistik auf, die wiederum von türkischen und polnischen Kriminellen angeführt wird.
Der für marokkanische Tatverdächtige attestierte Anstieg liegt nicht über dem von Tätern aus anderen Nationen. Da verzeichnet die Bundesstatistik den größten Anstieg bei Tätern aus der russischen Föderation und aus Italien.
Vor diesem Hintergrund dürften die aktuellen Kölner Zahlen wohl nicht mehr als eine Momentaufnahme sein, auch wenn man derzeit sagen kann, dass die Zahl der Delikte von nichtdeutschen Tätern zunimmt.
Nach den aktuellen Analysen des Bundesamtes für Migration nehmen die Maghreb-Staaten bei den Asylbegehren keine ernstzunehmende Rolle ein. Die Zuwanderungsstatistik wird von Flüchtlingen aus Syrien, Albanien und dem Kosovo angeführt. Mit knapp 2900 Erstanträgen betrug der Anteil von Marokkanern nur 2,2 Prozent der Zugewanderten.
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