Ralph Rugoff

"Ein gewiefter Popularisierer der Kunst"

"Psycho Buildings" nannte sich die Ausstellung, im Rahmen derer auch der österreichische Künstler Gelitin in London begehbare Installationen errichtete.
Ralph Rugoffs Ausstellung "Psycho Buildings" 2008 in London. © dpa / picture-alliance / Felipe Trueba
Von Carsten Probst · 15.12.2017
Ralph Rugoff wird Leiter der 58. Venedig Biennale. Besucher schippern durch eine Ausstellung oder spektakuläre Lichtshows – das ist die Kunst, die er für ein breites Publikum inszeniert.
Die beiden letzten Kunstbiennalen in Venedig kamen bei der Kritik nicht besonders gut weg: Okwui Enwezors Biennale 2015 galt vielen als verkopft. Christine Macels Biennale wiederum wurde dieses Jahr als beliebig und unkritisch gegeißelt. Der Biennalen-Stiftung aber hat die Richtung von Macels Show, die die Kunst als solche wieder hochleben lassen wollte, offenbar gefallen, denn das breite Publikum fühlte sich angesprochen.

Kunst fürs Volk

2019 möchte man in Venedig daher noch eins drauflegen und ein richtiges Kunst-Spektakel zünden – sollen die Kritiker doch die Nase rümpfen! Man möchte sich weiterhin dem breiten Publikum zuwenden, heißt es sinngemäß in der Presserklärung – und genau dafür steht der Name Ralph Rugoff. Er hat es in seiner inzwischen elf Jahre währenden Amtszeit als Direktor der Londoner Hayward Gallery geschafft, diese aus dem Schatten der lange übermächtigen Konkurrenz der Tate Modern herauszuholen. Der gebürtige New Yorker ist ein gewiefter Popularisierer der Kunst – für manche allerdings auch schon fast ein Populist. Er verachtet die "akademischen" Ausstellungen in den großen Museen, die niemandem etwas nützten und nur aus "toter Kunst" bestehen.

Krabbelnde Besucher

Rugoffs Hayward Gallery steht für einen spielerischen, entdeckerischen Zugang zur Kunst und scheut sich auch nicht vor Mitmach-Ästhetik, wie 2008 mit der Ausstellung "Psycho Buildings", für die verschiedene Künstler begehbare Strukturen schaffen sollten, die die Besucher durchlaufen, erkrabbeln oder sogar mit einem Boot durchschippern konnten. Eine Ausstellung mit Licht-Shows lockte später auf einen Schlag 180.000 Besucher in sein Haus.
Somit gilt wohl auch für 2019 wieder für Venedig, was schon dieses Jahr bei Christine Macels Biennale zu beobachten war: Die oft belächelten Nationenpavillons werden für die kritischen und politischen Debatten sorgen – während sich die Hauptausstellung der Biennale als fröhlicher Kessel Buntes präsentiert.
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