Musikerinnen über den Spagat als Mutter und Pop-Star

"Ich will auch meiner Leidenschaft nachgehen"

Pink mit einem ihrer beiden Söhne.
Pink mit ihrem Sohn Jameson. © imago stock&people
Von Jutta Petermann · 14.05.2018
Kunst und Kind? Kunst oder Kind? Auch für Popstars ist Beruf und Kinderwunsch oft schwer zu vereinbaren. Manche Musikerinnen entscheiden sich deshalb bewusst gegen ein Kind. Andere, wie Pink, verarbeiten ihre Erfahrungen in Songs.
So hingebungsvoll verliebt und jubilierend singt der britische Weltstar Adele noch im Jahr 2015 auf ihrem verkaufsträchtigen Album "25" von der wundervollen Aufgabe sich um ihren Sohn Angelo kümmern zu dürfen.
Doch sie versetzt ihrem öffentlichen Mutterglück schon 2016 selbst Risse. Die Soul-Sängerin gesteht britischen Promimagazinen, dass das Leben als Mutter "verdammt hart" sei. Dass sie mit einem Kind auf viele Freiheiten verzichten muss, hatte sie sich vorher nicht vorgestellt. Ein zweites Kind? - erstmal nicht.
Die US-amerikanische Violonistin und Indie-Rockmusikerin Joan Wasser alias Joan as Policewoman springt all denen bei, die ein Tabu aussprechen und finden, das Kinderhaben nicht automatisch seeligmachend für eine Frau ist.
"Ich bin besessen von meiner Freiheit. Ich war das immer schon. Ich wusste schon als Achtjährige, dass ich keine Kinder wollte, weil es mich begrenzt hätte."
Ähnlich entschieden für ein Leben ohne Kinder ist auch die deutsche Hafenkneipen-Röhre Ina Müller. Sie wollte nie eine Familie gründen, sondern arbeiten, frei sein, Geld verdienen und die Welt sehen, erzählte sie der Zeitschrift Gala. Eine berührende Ballade über ein imaginäres Kind hat sie 2016 für ihr Album "Ich bin die" trotzdem eingesungen.
Doch die meisten Musikerinnen denken gar nicht daran, sich durch ein Entweder - oder ihre Lebensoptionen zu limitieren. Sie wollen beides: Mutterschaft und ihr Leben auf der Bühne. Manchmal auch aus Existenzgründen, wie die kanadische SingerSongwriterin Martha Wainwright.
"Es ist für mich wichtig, als Künstlerin, aber es ist auch für meine Familie wichtig, es unterstützt sie, denn es ernährt sie."
Martha Wainwright habe immer Kinder gewollt, sagt sie, doch die Hochglanz-Magazin-Inszenierung der Promi-Frau, die Kinder und Karriere ganz easy wuppt, will sie nicht mitmachen. Das ganze hat einen Preis - für jede.

"Und Du musst nicht glauben, dass Du alles haben kannst, weil wenn Du eine gute Karriere hast und mit dem Kinderkriegen wartest , kann es manchmal schwierig sein noch Kinder zu bekommen. Oder wenn Du Kinder hast und arbeitest, dann bist Du nicht so oft mit Deinen Kindern zusammen, wie Du es Dir wünschen würdest oder hast nicht soviel Zeit für den Beruf, wie Du möchtest."

Martha Wainwright, Adele, Ina Müller, Joan Wasser und auch Pink üben mit ihren Statements und Songs reinste Solidarität mit all den ausgelaugten Frauen, die ihren Lebensentwurf in Frage stellen. Denen wurde im Zuge der Regretting-Motherhood-Debatte quasi unterstellt, sie wollten ihre Kinder nun verstoßen. Diese Fehlinterpretationen fangen die prominenten Musikerinnen und Mütter wieder ein. Sie schütten die rhetorisch herbeigeredete Kluft zu zu den Frauen, die die Wahrheit sagen über die Bedingungen, unter denen Beruf und Familie zu haben sind.
Sängerin Pink verarbeitet den Spagat ihrer Musikerinnen- und Mutterrolle für ein feministisches Manifest im Song "Wild hearts can’t be broken", im Video mit ihrer Tochter Willow singt sie von der am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhabenden Mutter.
"Ich will auch meiner Leidenschaft nachgehen. Und ich will, das meine Kinder sehen, was es bedeutet eine Mutter zu haben, die ein Boss ist, die ihrer Leidenschaft folgt und wirklich hart arbeitet, um ihre Ziele zu erreichen. Aber man muss immer eine Entscheidung treffen."
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