Medien und Meinungen

SPIEGEL-Cover-#Aufschrei und Freiheitsrechte

04:25 Minuten
04.02.2017
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von Vera Linß Titelbild der neuen Spiegel-Ausgabe schlägt hohe Wellen Das vom kubanischen Künstler Edel Rodiguez gestaltete Cover zeigt US-Präsident Donald Trump in martialischer Pose: als Schlächter, der die Freiheitsstatue köpft.
von Vera Linß
Titelbild der neuen Spiegel-Ausgabe schlägt hohe Wellen
Das vom kubanischen Künstler Edel Rodiguez gestaltete Cover zeigt US-Präsident Donald Trump in martialischer Pose: als Schlächter, der die Freiheitsstatue köpft. Das Bild spaltet das Web und sorgt für Wellen der Empörung.
https://twitter.com/DerSPIEGEL/status/827562802571251712
Die Idee, Trump als einen Schlächter der Freiheitsstatue zu zeigen, ist nicht neu. Das gab es schon im Dezember 2015, also noch vor Beginn des US-Wahlkampfs, als die Tageszeitung New York Daily einen Enthauptungscartoon mit Trump auf der Titelseite herausbrachte.
"Das mit Abstand abstoßendste und geschmackloseste @DerSPIEGEL Cover aller Zeiten", twittert ausgerechnet Julian Reichelt, Chefredakteur von bild.de. "Komplettverlust des moralischen Kompasses", twittert ein anderer User. "Der Spiegel, formerly known as serious political magazine. Wie ein alterndes Playmate, verzweifelt auf der Suche nach Aufmerksamkeit", lautet ein anderer Tweet.
Auch andere User werfen dem SPIEGEL vor, er wolle mit diesem Cover aus wirtschaftlichen Gründen auf sich aufmerksam machen. Von blanker Hetze ist die Rede. Welt-Autor Clemens Wergin schreibt in einem Kommentar: "Tatsächlich ist in diesem 'Spiegel'-Cover beispielhaft kondensiert, was derzeit schiefläuft im hyperventilierenden Anti-Trump-Journalismus".
Andere wiederum schreiben, "mutig und richtig!", und vergleichen den Spiegel mit Charlie Hebdo. Darf man Trump mit einem IS-Schlächter vergleichen? Das ist die Frage, die wohl in den nächsten Tagen noch weiter diskutiert werden wird.
»Freedom of the World Report« zeigt Trend zu autoritärer Welt
Der »Freedom of the World Report« fragt einmal im Jahr, wie es um politische Freiheiten und Menschenrechte steht. Erstellt wird der Bericht von der amerikanischen NGO »Freedom House«. Die aktuelle Ausgabe zeigt, dass die Welt autoritärer geworden ist und zwar seit elf Jahren in Folge.
Nationalistische und populistische Kräfte sieht der Bericht als größte Gefährdung für die Grund- und Freiheitsrechte an. Die größten Verluste erlitten hätten die Zentralafrikanische Republik, Gambia und die Türkei. In Europa sieht der Bericht vor allem in Ungarn und Polen die Pressefreiheit durch den Staat bedroht.
In Polen etwa kontrolliert die nationalkonservative Regierung das Fernsehen und schränkt systematisch die Berichterstattung aus dem Parlament ein. In den USA bleibe unter Trump offen, wie das Weiße Haus künftig mit Freiheitsrechten umgeht. Deutschland kommt auf 95 von 100 Punkten. Ganz oben auf der Liste mit 100 Punkten steht Finnland.
»Fake News« zum Anglizismus des Jahres gewählt
Eine Jury aus Wissenschaftlern verschiedener deutscher Universitäten hat das Wort »Fake News« zum Anglizismus des Jahres gekürt. Der Preis ist keine negative Auszeichnung, sondern er würdigt, dass mit diesem Wort eine Lücke im deutschen Sprachschatz gefüllt worden ist.
Inhaltlich sorgen Fake News weiter für Aufregung, auch bei der Frage, wie man sie bekämpfen soll. Sorgen macht sich zum Beispiel der Verband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitcom vor dem Hintergrund, dass die Regierung Ende des letzten Jahres ein Gesetz gegen Falschnachrichten angekündigt hatte.
Der Verband warnt vor einer vorschnellen Regulierung von Fake News. Rechtsstaatliche Prinzipien und das hohe Gut der Meinungsfreiheit müssten geschützt werden. Laut einer Umfrage des Verbandes sind zwar 68 Prozent der Befragten Falschmeldungen schon mal aufgefallen - vor allem im US-Wahlkampf und beim Thema Flüchtlinge. Aber die meisten Menschen informierten sich immer auch noch über die klassischen Medien, 92 Prozent etwa im Fernsehen. Das relativiert die Wirkung von Falschmeldungen.
Bitcom befürchtet, dass die diskutierten Löschpflichten innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden dazu führen könnten, dass die Betreiber sozialer Netzwerke bei unklaren Fällen mehr Inhalte löschen als notwendig. Mit dieser Sorge ist Bitcom nicht allein. Auch Springer-Chef Matthias Döpfner hält nichts von staatlichem Einsatz gegen Fake News, wie er diese Woche wieder betonte.
Bild: Statue of Liberty Twizzler von Jeffrey Strain auf Flickr, CC BY