Medien und Meinungen

Digitale Bildung und Faktencheck bei Google

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Die Medien und Meinungen hat in dieser Woche Vera Linß dabei: Bildung wird digital Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat in dieser Woche ein fünf Milliarden schweres »Digitalpaket« angekündigt, mit der die Infrastruktur an den Schulen ausgebaut und Lehrer geschult werden sollen.
Die Medien und Meinungen hat in dieser Woche Vera Linß dabei:
Bildung wird digital
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat in dieser Woche ein fünf Milliarden schweres »Digitalpaket« angekündigt, mit der die Infrastruktur an den Schulen ausgebaut und Lehrer geschult werden sollen. Fünf Milliarden - da möchte man sofort »Hurra!« rufen. Stattdessen ist das Land in Aufregung: Das »Digitalpaket« hat allerorten Proteste ausgelöst.
Die Aufregung zieht sich interessanterweise quer durch die Lager der Digitalisierungsskeptiker und der Vorreiter. Wenn überhaupt, kommt das »Digitalpaket« erst in der nächsten Legislaturperiode, vor allem aber sind viele Fragen offen: Der Deutsche Lehrerverband etwa warnt vor einer »Bildungskatastrophe«.
Auch der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer sieht schwarz angesichts der Vorstellung, dass alle Schüler mit WLAN und Laptops ausgestattet werden könnten. Er glaubt nicht daran, dass die Bundesländer - wie gefordert - nun tatsächlich pädagogische Konzepte erarbeiten:

"Es war ja schon zwanzig Jahre Zeit, pädagogisch sinnvolle Konzepte zur Computernutzung zu entwickeln und bis heute gibt es keine. Es gibt keinerlei Anhalt, außer Wunschdenken, dass das eine Maßnahme ist, die uns weiterbringt."
Für den Deutschen Bundesjugendring ist es zudem ein Problem, dass viele Lehrer gar keine Lust auf Digitales im Unterricht haben. Die fehlende Medienkompetenz und die Haltung der Lehrer verhindere den Einsatz digitaler Technik.
Auch bezüglich der Technologie, die zum Einsatz kommen soll, sind viele Fragen offen: netzpolitik.org mutmaßt, die IT-Industrie würde sich bereits heute auf ein Milliardengeschäft mit Schulausstattung freuen. Gefordert wird ein transparenter Dialog, etwa darüber, wie offen die Technologien sein sollen, wie der Datenschutz gewährleistet ist oder wie sich Schul-WLANs mit der unsicheren Rechtslage bei offenen Netzen vertragen.
Google führt Fact-Checking im Präsidentschaftswahlkampf ein
Das Niveau der Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und Hillary Clinton lässt sich wohl kaum noch unterbieten. Ein Problem sind zum Beispiel die Lügen, die Donald Trump der Öffentlichkeit immer wieder auftischt. Google will nun den Usern dabei helfen herauszufinden, was wahr ist und was nur eine Behauptung.
Dabei setzt Google auf Fact-Checking und hat dafür ein neues Feature auf Google News eingeführt. Mit »Fact Check« sollen zunächst erst in den USA und in Großbritannien Nachrichten gelabelt werden, wenn zu deren Inhalt bereits die Fakten überprüft worden sind. Dann verlinkt Google auf Websites, auf denen die Recherche zu finden ist. Zum Beispiel auf das International Fact Checking Network oder factcheck.org.
Google verspricht, nur auf Webseiten zu verlinken, die bestimmten und von der Community anerkannten Kriterien entsprechen. Kritiker bemerken allerdings zu Recht, dass Googles »Fact-Check« für eine Versachlichung der politischen Debatte in diesem Präsidentschaftswahlkampf definitiv zu spät kommt.
Andererseits kann man sagen: besser spät als nie. Und deshalb fordert techcrunch.com jetzt Facebook auf nachzuziehen - mit dem Verweis auf eine Untersuchung der Washington Post. Dort kam heraus, dass im September innerhalb von drei Wochen in den Trending Topics von Facebook fünf Stories entweder ein Fake waren oder Fehler enthielten. Fact Checking wäre also auch hier sehr hilfreich.
Meme der Woche
Das Breitband-Meme der Woche ist ganz unspektakulär der Hashtag #debate. Der ist inzwischen zu einem Sammelbecken von Absurditäten geworden, die durchaus auch lustig sein können. Ein Trend zum Beispiel ist die Vertonung der Debatten von Trump und Clinton. Die Gruppe »Bad lip reading« hat dort auf ihre Weise Trump und Clinton synchronisiert. Das haben inzwischen über fünfeinhalb Millionen User angeklickt.
Der Hit dieser Woche war allerdings das Video, das Trump und Clinton als Liebespaar aus »Dirty Dancing« zeigt. Teile der Debatte wurden mit dem Soundtrack von »The Time of my life« unterlegt und es sieht tatsächlich so aus, als würden beide singen.
Das Interessante daran: Es ist nicht nur lustig, sondern verweist auch auf das katastrophale Niveau dieses US-Wahlkampfes.
Bild: LEGO "Y U NO " meme von Iain Heath auf Flickr, Public Domain Mark 1.0