Koproduktion von documenta 14 und Deutschlandfunk Kultur

Karl-Sczuka-Preis für Hörstück von Olaf Nicolai

Der Künstler Olaf Nicolai nimmt am 10.02.2015 in Berlin an der Pressekonferenz zum Deutschen Pavillon für die Biennale in Venedig teil. Drei Monate vor der Eröffnung der Biennale die Venezia 2015 gaben Künstler und Kurator Einblicke in die Vorbereitungen. Foto: Stephanie
Der Künstler Olaf Nicolai © picture-alliance/dpa/ Pilick
21.07.2017
Der Künstler Olaf Nicolai erhält den Karl-Sczuka-Preis 2017 für seine Arbeit "In The Woods There Is A Bird…". Das 31-minütige Hörstück ist ein Auftragswerk für die documenta 14 und Deutschlandfunk Kultur im Rahmen des Radioprogramms "Every Time A Ear di Soun".
Für sein Hörstück bat Olaf Nicolai die Korrespondentinnen und Korrespondenten von ARD und Deutschlandradio um Tonaufnahmen von Demonstrationen und Protesten auf der ganzen Welt. Verwendet wurden ausschließlich die Geräusche von Menschenmengen – keine Reden oder Kommentare. Gemeinsam mit dem Musiker Frank Bretschneider schuf Olaf Nicolai aus diesem Material ein intensives Hörerlebnis.

Hier können Sie Olaf Nicolais Hörstück hören:
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Entstanden sei eine "radiophone Suite von bedrängender Intensität", so die Jury unter dem Vorsitz der ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina Weiss: "Die Originaltöne fügen sich in Loops und Überlagerungen zu einem kaleidoskopischen Hörbild über den Zusammenprall von Macht und Ohnmacht, von Autorität und Protest. Zuhörend gerät man in ein akustisches Spannungsfeld aus kollektiver Gewalt und individueller Verletzlichkeit. Deutungen und Wertungen gesellschaftspolitischer Wirklichkeit werden zu persönlichen Fragen jedes Einzelnen."
"Wenn man darüber reflektieren möchte, was eine Zeit ist, ist der Sound der Zeit ja ganz wichtig", sagte Preisträger Olaf Nicolai im Deutschlandfunk Kultur. Überhaupt habe er eine "sehr intensive" Beziehung zum Radio, betonte er. "Ich bin in Karl-Marx-Stadt großgeworden, da hat man den Bayerischen Rundfunk gehört, Bayern 2, Zündfunk, oder eben RIAS Berlin." Dort sei die Musik gespielt worden, die man damals habe hören wollen.
"Das war wirklich eine Schule des Hörens, aber nicht nur eine Schule des Hörens. Also, Klang ist ja mehr als Hören. Das ist ja immer auch eine Art zu leben. Das war sehr wichtig, und ich bin heute immer noch sehr dankbar, wenn ich solche Radioformate hören kann und höre auch sehr viel Radio, wenn ich arbeite."
Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber gratulierte dem Preisträger und lobte die fruchtbare Zusammenarbeit von documenta 14 und den drei Deutschlandradio-Programmen: "Die Medienpartnerschaft zahlt sich für unsere Hörerinnen und Hörer sowohl in journalistischer als auch in künstlerischer Hinsicht jeden Tag aufs Neue aus."

Der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst wird seit 1955 vom SWR vergeben. Er ist mit 12.500 € dotiert und wird am 22. Oktober im Rahmen der Donaueschinger Musiktage überreicht.
Das Radioprogramm "Every Time A Ear di Soun" von documenta 14 und Deutschlandfunk Kultur umfasst 32 Auftragswerke, die vom 8. April bis zum 17. September durch neun Radiosender weltweit zirkulieren. Kuratiert wird das Radioprogramm von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Curator at Large der documenta 14, und von Marcus Gammel, Abteilungsleiter Radiokunst bei Deutschlandfunk Kultur.

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