Katharina von Gathen: "Das Liebesleben der Tiere"

Wie es die Giraffen machen

Cover: "Katharina von der Gathen: Das Liebesleben der Tiere"
Katharina von der Gathen: "Das Liebesleben der Tiere" © Montage Klett Kinderbuch / Giraffe
Von Eva Hepper · 19.02.2018
Von den Liebesliedern der Fische, den stundenlangen Hochzeitstänzen der Seepferdchen und der Fortpflanzung der Giraffen erzählt Katharina Gathen in ihrem Hörbuch "Das Liebesleben der Tiere". Ein Hörerlebnis inklusive vieler Tierstimmen und atmosphärischer Töne.
Im Wald, im Park, im Zoo oder auch im heimischen Garten lassen sich, wenn man Glück hat, die Balzrufe vom Pfau, vom Hirsch und von Nachtigallen hören. Sie dienen der Liebeswerbung. Doch wer oder was, bitte schön, knurrt, quietscht und knackt seine Liebeslieder?
"Manche Fische können erstaunliche Laute von sich geben. Sie knurren, quietschen, singen, knacken, heulen und quaken. Ganz besonders gut kann das der Bootsmannfisch. Um ein Weibchen anzulocken brummt er sein schönstes Liebeslied. Er brummt es laut, er brummt es stundenlang. Und wenn mehrere zusammenbrummen, dann kann dies auch außerhalb des Wassers ganz schön dröhnen und sogar Bootswände zum Vibrieren bringen."
Es sind die Verführungskünste, die am Anfang dieses wunderbaren Hörbuchs über das Liebesleben der Tiere stehen. Denn ohne Werben kommt keine Paarung zustande. Und ein Männchen – tatsächlich sind es meistens die Männchen – muss sich ganz schön Mühe geben, um zu gefallen. Es muss nicht unbedingt singen, rufen oder brummen, es kann auch mit einer schönen Hütte protzen wie der Laubenvogel. Oder die Konkurrenz einfach weghauen, wie der Feldhase. Oder, auch eine Möglichkeit, liegt aber nicht jedem: tanzen.
"Bevor es zur Sache geht, tanzt jedes Seepferdchenpaar viele Stunden lang einen verführerischen Hochzeitstanz. Männchen und Weibchen schwimmen dabei kunstvoll umeinander, drehen Pirouetten und schlingen immer wieder ihre Schwänze ineinander."

Silberfischmännchen tricksen mit ihren Samenzellen

Was für eine Szenerie! Sie zu lesen, hatte schon Spaß gemacht. Ihr zu lauschen, ist das vielleicht noch größere Vergnügen. Tatsächlich ziehen die Produzenten dieses Hörbuchs alle Register. Und das müssen sie auch! Denn es gibt ja keine Bilder! So lesen vier verschiedene Sprecher, zwei Frauen und zwei Männer, und wo es nur irgendwie passt, werden die Texte untermalt. Von Tierstimmen, von atmosphärischen Tönen und vor allem von Musik. Sie begleitet die Szenen nicht nur, oftmals stimmt sie in diese regelrecht ein. Und das klingt dann nicht nur melodisch harmonisch wie bei den Seepferdchen ...
"Wild und aggressiv geht es in einer Tüpfelhyänenherde zu. Ständig wird gekämpft, gebissen und gestritten."
Über die Länge von zwei CDs, zwei Stunden und 15 Minuten, lässt sich so aufs Schönste eintauchen in das Reich der tierischen Sexualität. Eine Wunderwelt, für die vor allem eines gilt: Nichts, was es nicht gibt; beim Balzen, beim Paaren, bei der Schwangerschaft, der Geburt und der Aufzucht des Nachwuchses. Das ist Aufklärung pur und oftmals ganz schön kurios.
"Silberfischmännchen haben einen besonderen Trick, ihre Samenzellen an die Frau zu bringen: Sie spannen feine, fast unsichtbare Seidenfäden über dem Boden auf, so dass die Weibchen irgendwann daran hängen bleiben und darüber stolpern. Natürlich haben die Männchen zuvor, genau dort ihre Samenpäckchen deponiert."
Wie Tiere Sex haben, oder auch nicht – siehe Silberfischchen –, was Penis und Vagina sind, wie der Nachwuchs zur Welt kommt und aufwächst, das wird hier meisterhaft ohne Scheu erklärt und schwungvoll präsentiert. Diese CD wünscht man sich in jedes Kinderzimmer!
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