Jubiläum von "Hundert Jahre Einsamkeit"

Auf den Spuren von Márquez in Kolumbiens Dschungel

Der Nobelpreisträger für Literatur García Márquez besucht am 30. Mai 2007 die Stadt Aracataca in Kolumbien. Die Anwohner feiern seine Ankunft.
Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez © picture-alliance/ dpa
Marko Martin im Gespräch mit Joachim Scholl |
Vor fünf Jahrzehnten wurde der Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" veröffentlicht. Anlässlich des Jubiläums hat sich unser Literaturexperte Marko Martin auf eine Reise durch Kolumbien begeben - und ein Land vorgefunden, das Gabriel García Márquez im kollektiven Gedächtnis gespeichert hat.
"Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez gehört zu den Klassikern des 20. Jahrhunderts. Die große kolumbianische Familien-Saga im fiktiven Ort "Macondo" hat den Schriftsteller weltberühmt gemacht und ihm schließlich sogar den Nobelpreis eingetragen. Der Roman ist über 30 Millionen Mal gedruckt worden, vor rund 50 Jahren kam er auf den Markt. Eine Neuübersetzung liegt jetzt vor.
Unser Experte für lateinamerikanische Literatur, Marko Martin, ist anlässlich des Jubliläums zwei Wochen durch Kolumbien gereist und hat nach Spuren von Marquez gesucht. Die zu finden war einfach. Denn der Schriftsteller ist in seinem Heimatland allgegenwärtig, überall sei noch etwas von Marquez zu spüren, sagte Martin im Deutschlandfunk Kultur. Der Autor sei "eingeschreint in das Gedächtnis der Leute". Und seine Bücher werden nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch auf der Straße an Zigarettenständen verkauft.

Ein einziger Tourist in Márquez' Heimatdorf

Martin war auch in Marquez' Heimatdorf - als einziger Tourist, und nach einer Nacht im Hostel kannte er alle Bewohner. Die Älteren, berichtet Martin, erinnern sich noch an den Schriftsteller, der das Dorf zwar schon in jungen Jahren verlassen hatte, aber "es in sich getragen hat", immer wieder zu Besuch kam. Zuletzt 2008 im Alter von 80 Jahren. "Er litt schon unter allerlei Altersgebrechen und flüchtete dann vor den Leuten, weil: Die Zuneigung war zu stark."
Die neue Übersetzung des Buches durch Dagmar Ploetz findet Martin gelungen. Der Stil des Marquez-Übersetzers Curt Mayer-Clason sei vom späten 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert geprägt worden - was sich heute "etwas antiquiert" lese. Die Modernität des Marquez-Textes werde durch die Neuübertragung noch einmal "richtig klar" und komme nun besser "vor die Augen der Leser", sagte Martin.
(ahe)
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