Gesunde Ernährung

Nahrungsergänzungsmittel - sinnvoll oder Geldschneiderei?

Nahrungsergänzungsmittel
Die Verbraucherzentrale stellte im Januar 2017 auf der Grünen Woche in Berlin verschiedene überdosierte Magnesium-Präparate vor. © picture alliance/dpa/Foto: Jörg Carstensen/
Angela Clausen, Ernährungsexpertin, und Diana Rubin, Oberärztin am Vivantes Humboldt-Klinikum, im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 09.09.2017
Jeder Dritte nimmt täglich Kapseln oder Pulver zur Nahrungsergänzung ein, pro Jahr geben die Deutschen mehr als eine Milliarde Euro dafür aus. Aber tut man sich damit wirklich etwas Gutes?
Die Vitamin-C-Tablette zum Frühstück, vor dem Sport ein Magnesiumdrink, regelmäßig Vitamin D für die Knochen und Ginkgo fürs Gehirn: Für viele Menschen gehören Nahrungsergänzungsmittel zum Alltag. Jeder Dritte in Deutschland nimmt solche Kapseln oder Pulver zu sich; pro Jahr werden mehr als eine Milliarde Euro dafür ausgegeben. Man will sich ja schließlich etwas Gutes tun. Aber ist das tatsächlich der Fall? Was bringen die unzähligen Vitamin- und Mineralstoffprodukte, die ganze Supermarktregale füllen und auch in Apotheken werbewirksam angepriesen werden? Brauchen wir sie, um gesund zu bleiben – können sie uns schlimmstenfalls sogar schaden?
"Nahrungsergänzungsmittel sind ganz normale Lebensmittel und eben keine Arzneimittel. Auch, wenn sie so beworben werden", sagt Angela Clausen, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW.
"Das bedeutet, dass sie weder auf ihre Sicherheit, noch auf ihre Wirksamkeit geprüft werden. Es gibt zum Beispiel überhaupt keine Höchstmengen für Vitamin- oder Mineralstoffe. Jeder Hersteller darf das ansetzen, was er gern möchte. Das führt dazu, dass wir eine Menge sehr, sehr hoch dosierter Produkte am Markt haben – was unter Umständen gefährlich sein kann."
Um Verbrauchern unabhängige und detaillierte Informationen rund um das Thema Nahrungsergänzungsmittel zu geben, bietet der Bundesverband der Verbraucherzentralen ein umfangreiches Internetportal: Klartext Nahrungsergänzung.

Wechselwirkung von Präparaten

"Eines der Hauptprobleme aus ärztlicher Sicht ist die Wechselwirkung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Arzneimitteln", sagt Prof. Dr. Diana Rubin, Oberärztin für Gastroenterologie und Diabetologie am Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin. "Auch bei pflanzlichen Präparaten sind viele Wirkungen und Wechselwirkungen komplett unbekannt, weil es nie jemand untersucht hat."
So könne die Wirkung der Chemotherapie bei Krebserkrankungen negativ beeinflusst werden, ebenso die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente. Sie sieht es auch als Problem, dass die meisten Patienten diese Ergänzungsmittel ohne Absprache mit ihren Ärzten einnehmen – und diese dann auch oft nicht danach fragen. Die Folgen sind Überdosierungen, die wiederum zu Krankheiten führen können: wie Leber- oder Nierenschäden.
Ihre Mahnung: Es gebe durchaus Patienten, die einen Vitamin- oder Nährstoffmangel aufweisen, wie Ältere, Schwangere oder Veganer. Dieser solle aber vom Arzt ermittelt und dann gegebenenfalls gezielt medikamentös behandelt werden.

Nahrungsergänzungsmittel – sinnvoll oder Geldschneiderei?

Darüber diskutiert Klaus Pokatzky am Sonnabend von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Angela Clausen und Diana Rubin. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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