G20-Treffen der Gesundheitsminister

Gefahr eines "post-antibiotischen Zeitalters"

Eine Sprechstundengehilfin (r.) gibt in der Praxis eines Hausarztes einer Patientin ein Rezept.
In den Arztpraxen werden viel zu häufig Antibiotika verschrieben und von Patienten unsachgemäß eingenommen. © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Ulrike Holzgrabe |
Forscher warnen vor einem "post-antibiotischen Zeitalter" und beklagen zunehmende Resistenzen. Die Pharmazie-Professorin Ulrike Holzgrabe fordert anlässlich des G20-Treffens der Gesundheitsminister in Berlin mehr politischen Druck auf die Pharmaindustrie.
In Berlin treffen sich dieser Tage die Gesundheitsminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer der Welt. Für Gastgeber Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist die globale Gesundheitspolitik mit Angela Merkels Schwerpunktsetzung zu einem "Markenzeichen der internationalen Verantwortung des Landes" geworden. Bereits während der deutschen G7-Präsidentschaft hatte das Thema eine wichtige Rolle gespielt. Nun wird unter anderem der umstrittene Einsatz von Antibiotika diskutiert.

Unternehmen haben sich zurückgezogen

Die Professorin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Ulrike Holzgrabe, forderte im Deutschlandfunk Kultur mehr politischen Druck auf die Pharmaindustrie, um neue Antibiotika zu entwickeln. Vor allem die großen Unternehmen hätten sich aus diesem Gebiet fast komplett verabschiedet. "Wenn man nur pekuniäre Interessen verfolgt, dann kann man der Pharma-Industrie Recht geben", sagte Holzgrabe. "Die Entwicklung eines Antibiotikums kostet genauso viel Geld wie die Entwicklung eines Bluthochdruckmittels, ein Antibiotikum nehmen sie eine Woche, ein Bluthochdruckmittel nehmen sie, wenn Sie zu hohen Blutdruck haben, ein ganzes Leben." Da sei nicht so viel zu verdienen.

Problem in der Artzpraxis

Dabei mahnen die Wissenschaftler schon seit mehr als zehn Jahren vor der Gefahr eines "post-antibiotischen Zeitalter" durch die zunehmenden Resistenzen. Holzgrabe kritisierte einmal den Einsatz von Antibiotika bei Tieren in großen Ställen. Aber auch in den Arztpraxen liege das Problem. "Viel zu häufig werden da Antibiotika verschrieben gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit, wo sie gar nicht wirken", sagte die Wissenschaftlerin. "Patienten kommen auch gerne und möchten dann Antibiotika haben." Dabei sei das alles falsch, denn die Medikamente könnten solche viralen Erkrankungen nicht heilen.
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