"Der Wilde schlägt zurück" in Köln

Eine Ausstellung als anti-koloniale Provokation

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Schreckfiguren aus der Kolonialzeit von unbekannten Künstlern © Rautenstrauch-Joest-Museum
Anna Brus im Gespräch mit Dieter Kassel  · 16.03.2018
Der Blick der Einheimischen auf die Kolonialherren steht im Mittelpunkt der Ausstellung mit dem provozierenden Titel "Der Wilde schlägt zurück". In den Objekten zeigten sich der damalige Terror und die Gewalt der Europäer, sagt Kuratorin Anna Brus.
Das Buch "The Savage Hits Back" schlug in den 1930er-Jahren hohe Wellen: Der Kölner Ethnologe Julius Lips zeigte darin, wie Künstler aus den Kolonien die europäischen Kolonialherren darstellten. Die Ausstellung "Der Wilde schlägt zurück" im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum zeigt nun erstmals die von Lips gesammelten Objekte und macht unterschiedliche historische Perspektiven auf die Kolonialgeschichte sichtbar.

Die Irritation des Titels

"Dieser Titel ist natürlich irritierend und provozierend und das sollte er auch sein", sagte Anna Brus, eine der drei Kuratorinnen der Kölner Ausstellung. "Er ist eine direkte Übersetzung des Titels von Julius Lips Buch, das im Zentrum unserer Ausstellung steht."
Auch Lips habe damals provozieren wollen, denn von "Wilden" zu sprechen entsprach auch nicht seinem Sprachgebrauch. "Er wollte damals damit eine anti-koloniale Provokation deutlich machen." Das habe die Ausstellung aufnehmen wollen.

Holzskulptur als Leitmotiv

Die Ausstellung zeige die von Lips angelegte Sammlung von Darstellungen des kolonialzeitlichen Europäers, sagte die Kuratorin. Einige Objekte, überwiegend Skulpturen, stammten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, die meisten aber aus dem 19. Jahrhundert. Sie kommen unter anderem aus Afrika und den Amerikas.
Leitmotiv der Ausstellung sei eine sehr beeindruckende, fast lebensgroße Holzskulptur von den Nikobaischen Inseln, einer kleinen Inselgruppe im Indischen Ozean. Zu sehen sei ein englischer Soldaten mit roter Jacke und Tropenhut.

Figur des Schreckens

"Dieser Soldat hat aber eine schreckliche Fratze, er hat ein kalkweißes Gesicht, einen aufgerissenen Mund, aus dem echte Schweinezähne herausragen", beschreibt Brus die Figur, die kulturübergreifend Schrecken auslöse.
"Er hat die Zunge herausgestreckt, die Augen sind weit aufgerissen, er hat den Arm wie zum Schlag erhoben." Die Skulptur zeuge von dem Terror, den koloniale Soldaten aus der Sicht der Einheimischen verbreitet hätten.

"Der Wilde schlägt zurück. Kolonialzeitliche Europadarstellungen der Sammlung Lips"
noch bis 3. Juni 2018 im im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln
2019 soll die Ausstellung nach Berlin kommen
weitere Informationen auf der Website des Museums

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