David Lagercrantz liest in Hamburg

Ein neuer Larsson nach altem Vorbild

Der schwedische Autor David Lagercrantz
Der schwedische Autor David Lagercrantz © picture alliance / dpa / Henrik Montgomery
Von Brigitte Neumann |
Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie war so erfolgreich, dass trotz Larssons frühen Todes unbedingt eine Fortsetzung der Saga erscheinen sollte. Die hat der schwedische Autor David Lagercrantz geschrieben und in Hamburg vorgestellt.
Seit drei Wochen ist er auf Welttour. Sein Ziel: Zeigen, dass er ein würdiger Nachfolger Stieg Larssons ist, also weder "Vampir" noch "Grabschänder", wie ihn schwedische Zeitungen schon nannten.

Dort, also in Schweden, war das Erscheinen von Band vier der Millenium-Saga ein Politikum. "Ich wurde förmlich gegrillt", klagt David Lagercrantz. "Es waren verrückte Tage, aber es sieht so aus, als hätte ich überlebt."
Der ansehnliche Zweimeter-Schlacks, dessen Brille wunderbar mit der Farbe seiner schwarzen Locken harmoniert, ist noch ein wenig gezeichnet vom Stress. Nervös wirft er den Kopf hin und her – mit deutlichen Folgen für die Akustik; setzt die Brille ab, setzt die Brille wieder auf und verliert auch mal das Konzept: "Anyway ... what was the question. The question was ...."
Lagercrantz wirkt sympathisch zerstreut und bescheiden, wenn er sagt, am Anfang hätte er tatsächlich Todesangst gehabt. Und jeden Morgen um vier Uhr aufzuwachen, war auch nicht schön. Er spricht von einem Stieg Larsson Dämon, der über ihm schwebte zusammen mit der Frage: Wie hätte dieser Erfinder ikonischer Figuren wie Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist bloß Band vier geschrieben?
Er führt die Feder eines Verstorbenen
Auf 200 Seiten Vorarbeiten aus der Feder des früh verstorbenen Bestsellerautors konnte Lagercrantz sich stützen. Den Rest musste er sich selbst ausdenken. Warum nun ausgerechnet er, der gepflegte Spross aus großbürgerlichem Hause, mit der Aufgabe betraut wurde, die Buchserie eines bekennenden Kommunisten und Kettenrauchers fortzusetzen, begründet er so: Als ich dem Verleger sagte, dass ich am Besten schreibe, wenn ich mich einem anderen Menschen an die Fersen heften könne, war die Entscheidung gefallen.
Er spielt an auf seine Biographien des Wissenschaftlers Alan Turing. Und er meint wohl auch sein Werk über den schwedisch-bosnischen Fußballspieler Zlatan Ibrahimovic, eines der meistverkauften Bücher in der schwedischen Verlagsgeschichte.
Vielleicht lag es an der Uhrzeit: Sonntag, elf Uhr, am grauen Himmel über Hamburg oder einfach daran, dass der Skandal um das Erbe Stieg Larssons einen schlechten Beigeschmack hinterließ. Jedenfalls: Viele Plätze im St. Pauli Theater blieben leer. Und die Menschen, die kamen, sahen das mit der Larsson Nachfolge durch David Lagercrantz völlig unsentimental. Ich fragte: Darf der das?
Eine Antwort für alle lautete:
"Ja klar, von mir aus schon. Fängt ja spannend an, das Buch. Hab's noch nicht zuende gelesen."
"Hauptsache gutes Buch?"
"Genau!"

David Lagercrantz: Verschwörung
Roman. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein
Heyne Verlag
608 Seiten, 22,99 Euro

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