50 Jahre Wiener "Uni-Ferkelei"

Radikal die Kleinbürger provozieren

Die österreichischen Aktionskünstler Otto Mühl, Oswald Wiener und Günter Brus müssen sich am 31.07.1968 in Wien wegen ihrer provokativen Aktion Kunst und Revolution ( "Uni-Ferkelei" ) am 07.06.1968 an der Universität in Wien vor Gericht verantworten (von links nach rechts).
Die österreichischen Aktionskünstler Otto Mühl, Oswald Wiener und Günter Brus (von links nach rechts) müssen sich in Wien wegen ihrer provokativen Aktion Kunst und Revolution vor Gericht verantworten. © dpa / picture alliance / Votava
Peter Weibel im Gespräch mit Max Oppel |
Verrichten der Notdurft, Masturbation, Auspeitschen - und alles splitternackt vor 300 Zuschauern im Hörsaal: Die Wiener Aktion Kunst und Revolution vor 50 Jahren war ein Tabubruch und hatte Folgen. Der Künstler Peter Weibel ärgerte damals seine Professoren mit Nazi-Vergangenheit.
Es war eine Aktion in einem Hörsaal der Universität Wien, die nicht von Studenten, sondern von Künstlern abgehalten wurde. Mit dabei waren bei der Aktion, die auch Wiener "Uni-Ferkelei" genannt wurde, neben Peter Weibel auch die Aktionisten Günter Brus, Otto Muehl, Oswald Wiener und Malte Olschewski.
"Österreich war damals 1968 extrem konservativ", meint Weibel. Es habe Minister gegeben, die Faschisten und angeklagte Kriegsverbrecher gewesen seien. "Philosophieprofessoren waren ehemalige nationalsozialistische Mitglieder, ganz Extreme, sodass ich dann auch öfter die Vorlesung gestört habe, wenn sie Unsinn gesagt haben über Hegel oder Wittgenstein." Mit der Aktion sei es darum gegangen, das Kleinbürgerliche "radikal" zu provozieren.

"Ich würde das heute nicht mehr so machen"

Was waren die Folgen der Aktion? "Wir haben erreicht, dass 1970 die Kreisky-Regierung kam", sagt der Künstler und Medientheoretiker. Das sei der Beginn einer sehr liberalen Regierungszeit gewesen. Die Menschen hätten sich damals mit Themen beschäftigen müssen, die normalerweise unter den Teppich gekehrt worden seien. Mit der Aktion sei erreicht worden, dass sich der normale Österreicher von seiner ideologischen Vergangenheit befreit habe.
Im Rückblick sieht Medienkritiker Weibel die Aktion aber auch kritisch: "Ich würde das heute nicht mehr so machen wie damals." Es seien zum Teil auch untaugliche Mittel dabei gewesen.
(mhn)
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