Zwischen Tradition und Moderne
Pompöse, futuristische Kleider, Hosen und Mäntel: Eine Ausstellung in Köln gibt Einblicke in die aktuelle türkische Modeindustrie, die sich derzeit im kulturellen Schmelztiegel Istanbul konzentriert.
Von der Galerie geht der Blick weit über den Bosporus: im leichten Dunst sind die Hagia Sofia, die Blaue Moschee und der Topkapi-Palast auszumachen. Vor dieser einmaligen Kulisse Istanbuls werden in Kojen und auf Podesten pompöse oder futurische Kleider, Hosen, Mäntel gezeigt. Allerdings: eine Freiluft-Modenschau ist das nicht. Für die optische Einordnung sorgt im Kölner Museum für angewandte Kunst leider nur die raumhohe Fototapete, klärt Dr. Patricia Brattig auf. Sie ist dort Kuratorin und hat die neue Schau konzipiert.
"Istanbul ist die kulturelle Hauptstadt der Türkei. Dort konzentriert sich alles, was Talent hat, was Ideen hat, was in der Mode arbeiten will. Die sind dort tätig und selten woanders."
Istanbul, die Millionenstadt auf zwei Kontinenten scheint für Modeschöpfer ein inspirierendes Pflaster zu sein. Bei genauem Hinsehen lässt sich entdecken, dass viele Ideen für zeitgenössische Entwürfe den opulenten Stoffen und Farben der Osmanischen Zeit entlehnt sich und sich dennoch für gewagte moderne Kreationen eignen.
Eine wirkt, bevor sie einer Schaufensterpuppe übergezogen wurde, wie ein Gebirge aus champagner-farbenem Gespinst. Selbst Patricia Brattig ist immer wieder überwältigt.
"Das Abendkleid besteht aus Kilometern an Tüll, das verstärkt ist und sich zu Volants bildet. Dadurch entsteht ein voluminöser Rock mit einer fantastischen Schleppe. Und oben drauf türmt sich ein ganz kleiner Bustier, in dem die Dame steckt."
Keine Spur also von körperfeindlichen drallen Frauen, wie man hierzulande vermeintlich als türkisches Ideal vermutet. Es bestätigt sich also nicht, dass die modeorientierten türkischen Damen der Gesellschaft ihre Körper bewusst großvolumig verhüllen.
"Junge türkische Frauen sind tatsächlich zierlicher, als man das annehmen würde hierzulande, sehr schlank, sehr körperbewusst. Auch sie denken zunehmend über Diäten nach. Das Kleid ist deswegen so schmal, weil es in Paris präsentiert wurde in Haute-Couture-Schauen. Da werden sehr schmale Models, muss man leider sagen, bevorzugt."
Alle Entwürfe verblüffen durch ihren Ideenreichtum bei Schnitten, Verarbeitung oder Auswahl der Materialien. Da werden Tausende von Stabpailletten dicht an dicht auf Satin genäht. Oder hauchdünnes, weiß gegerbtes Lammleder in feine Streifen gerissen und daraus ein Oberteil gehäkelt. Zur Verstärkung des asymmetrischen Rocks aus weißer Seide wird das feine Leder noch gecrasht und appliziert.
Man ist erstaunt, wie absolut gewagt manche Entwürfe sind. Patricia Brattig ergänzt
"Wir zeigen von elf Designern insgesamt 44 Outfits oder Entwürfe aus den aktuellsten Kollektionen. Ganz moderne zeitgenössische Mode, so wie man sich das in Europa vielleicht nicht vorstellt. Wir hatten etwa 17 Designer angefragt, darunter waren auch einige Herren, die allerdings nicht teilnehmen konnten, was wir sehr bedauern. Natürlich."
Bedauerlich ist auch, dass nur brandneue Entwürfe zu sehen sind. Eine Entwicklung der Modeszene Istanbul lässt sich deswegen leider nicht nachvollziehen. Doch das orientalische Erbe zeigt sich immer wieder – und sei es nur in Details.
Die stilbewussten Damen des türkischen Geldadels kennen ihre Designer in Istanbul genau. Wie überall auf der Welt sei es auch in der Türkei so, weiß Patricia Brattig,
"dass für besondere Anlässe besondere Kleider gemacht werden. Und man sucht sich den entsprechenden Designer aus, den man braucht. Sie sind auch weltweit aktiv."
Ein weiteres Merkmal der ungewöhnlichen Entwürfe ist auch die Qualität der Herstellung. Die Basis für die kunsthandwerkliche Qualität in der Textilherstellung wurde im osmanischen Reich gelegt. Das gilt heute – nach Jahren der Billigproduktion – auch wieder für die Textilkonfektion, unterstreicht Kuratorin Patricia Brattig:
"Die türkischen Textilindustriellen sind sich der Qualität sehr bewusst, die sie Kunden anbieten müssen. Das ist was, wo sie auch punkten können, in dem sie eine Ware anbieten, die im Preis-Leistungs-Verhältnis sehr stimmig ist."
Das bestätigen erstklassige Händler wie Ela Hölscher, die in ihrer Düsseldorfer Altstadt-Boutique international ausgesuchte Mode verkauft. Tradition und Qualität des türkischen Schneiderhandwerks seien ein gesuchter Kaufanreiz, sagt sie
"weil die sich ja so verbessert haben im Laufe der Jahre.
Designer, die bisher in Europa produzieren lassen, die müssen nach neuen Produktionsstätten suchen."
Da ist die Türkei auf einmal auch auf diesem Sektor in ein neues Licht gerückt.
Homepage zur Ausstellung
"Istanbul ist die kulturelle Hauptstadt der Türkei. Dort konzentriert sich alles, was Talent hat, was Ideen hat, was in der Mode arbeiten will. Die sind dort tätig und selten woanders."
Istanbul, die Millionenstadt auf zwei Kontinenten scheint für Modeschöpfer ein inspirierendes Pflaster zu sein. Bei genauem Hinsehen lässt sich entdecken, dass viele Ideen für zeitgenössische Entwürfe den opulenten Stoffen und Farben der Osmanischen Zeit entlehnt sich und sich dennoch für gewagte moderne Kreationen eignen.
Eine wirkt, bevor sie einer Schaufensterpuppe übergezogen wurde, wie ein Gebirge aus champagner-farbenem Gespinst. Selbst Patricia Brattig ist immer wieder überwältigt.
"Das Abendkleid besteht aus Kilometern an Tüll, das verstärkt ist und sich zu Volants bildet. Dadurch entsteht ein voluminöser Rock mit einer fantastischen Schleppe. Und oben drauf türmt sich ein ganz kleiner Bustier, in dem die Dame steckt."
Keine Spur also von körperfeindlichen drallen Frauen, wie man hierzulande vermeintlich als türkisches Ideal vermutet. Es bestätigt sich also nicht, dass die modeorientierten türkischen Damen der Gesellschaft ihre Körper bewusst großvolumig verhüllen.
"Junge türkische Frauen sind tatsächlich zierlicher, als man das annehmen würde hierzulande, sehr schlank, sehr körperbewusst. Auch sie denken zunehmend über Diäten nach. Das Kleid ist deswegen so schmal, weil es in Paris präsentiert wurde in Haute-Couture-Schauen. Da werden sehr schmale Models, muss man leider sagen, bevorzugt."
Alle Entwürfe verblüffen durch ihren Ideenreichtum bei Schnitten, Verarbeitung oder Auswahl der Materialien. Da werden Tausende von Stabpailletten dicht an dicht auf Satin genäht. Oder hauchdünnes, weiß gegerbtes Lammleder in feine Streifen gerissen und daraus ein Oberteil gehäkelt. Zur Verstärkung des asymmetrischen Rocks aus weißer Seide wird das feine Leder noch gecrasht und appliziert.
Man ist erstaunt, wie absolut gewagt manche Entwürfe sind. Patricia Brattig ergänzt
"Wir zeigen von elf Designern insgesamt 44 Outfits oder Entwürfe aus den aktuellsten Kollektionen. Ganz moderne zeitgenössische Mode, so wie man sich das in Europa vielleicht nicht vorstellt. Wir hatten etwa 17 Designer angefragt, darunter waren auch einige Herren, die allerdings nicht teilnehmen konnten, was wir sehr bedauern. Natürlich."
Bedauerlich ist auch, dass nur brandneue Entwürfe zu sehen sind. Eine Entwicklung der Modeszene Istanbul lässt sich deswegen leider nicht nachvollziehen. Doch das orientalische Erbe zeigt sich immer wieder – und sei es nur in Details.
Die stilbewussten Damen des türkischen Geldadels kennen ihre Designer in Istanbul genau. Wie überall auf der Welt sei es auch in der Türkei so, weiß Patricia Brattig,
"dass für besondere Anlässe besondere Kleider gemacht werden. Und man sucht sich den entsprechenden Designer aus, den man braucht. Sie sind auch weltweit aktiv."
Ein weiteres Merkmal der ungewöhnlichen Entwürfe ist auch die Qualität der Herstellung. Die Basis für die kunsthandwerkliche Qualität in der Textilherstellung wurde im osmanischen Reich gelegt. Das gilt heute – nach Jahren der Billigproduktion – auch wieder für die Textilkonfektion, unterstreicht Kuratorin Patricia Brattig:
"Die türkischen Textilindustriellen sind sich der Qualität sehr bewusst, die sie Kunden anbieten müssen. Das ist was, wo sie auch punkten können, in dem sie eine Ware anbieten, die im Preis-Leistungs-Verhältnis sehr stimmig ist."
Das bestätigen erstklassige Händler wie Ela Hölscher, die in ihrer Düsseldorfer Altstadt-Boutique international ausgesuchte Mode verkauft. Tradition und Qualität des türkischen Schneiderhandwerks seien ein gesuchter Kaufanreiz, sagt sie
"weil die sich ja so verbessert haben im Laufe der Jahre.
Designer, die bisher in Europa produzieren lassen, die müssen nach neuen Produktionsstätten suchen."
Da ist die Türkei auf einmal auch auf diesem Sektor in ein neues Licht gerückt.
Homepage zur Ausstellung