Zwischen Liebe und Treuebruch
Der Roman ist auf raffinierte Weise zusammengesetzt aus Milieuschilderungen, landschaftlicher Atmosphäre, psychologischen Studien sowie den untergründigen Andeutungen eines heraufziehenden politischen Unheils. Elegant, mit leichter Hand und durchaus tiefsinnig entfaltet Sybille Bedford in ihrem Buch „Ein trügerischer Sommer“ das Drama eines begabten Kindes, das durch eine einzige Entscheidung des Herzens aus seinen unschuldigen Träumen gerissen und schuldig wird.
Noch kurz vor ihrem Tod, am 17. Februar 2006, war es Sybille Bedford vergönnt, die Renaissance ihres ersten Romans aus den 60er Jahren, „Ein Liebling der Götter“, zu erleben. In diesem schwelgerischen Gesellschaftspanorama erzählte sie eine Geschichte um Mütter und Töchter, um Verbindungen, die für die Ewigkeit zu gelten scheinen und gelöst werden, um Liebe, Rache und Vergebung. Es scheint so, als sei jenes Thema ein basso continuo, der das literarische Leben seiner Autorin dauerhaft intoniert hat. Denn auch die Fortsetzung jenes Erstlings kreist um jenen Dreiklang.
„Ein trügerischer Sommer“ spielt während zweier Monate Ende der 20er Jahre an der Côte d'Azur. Flavia ist mit ihrer Mutter in einem kleinen Ort am Meer gestrandet, nachdem sie bislang ein materiell sorgenfreies Nomadenleben in wechselnden Städten Europas geführt hat. Diese Vorgeschichte steht im Zentrum von „Ein Liebling der Götter“. Flavia fasst sie in einem nächtlichen Geständnis zusammen, so dass man, auch ohne diesen Roman gelesen zu haben, die Familiengeschichte kennen lernt.
Während nun die Mutter Constanza mit ihrem unglücklich verheirateten Liebhaber Michel umherreist, um dessen Scheidung nicht zu gefährden, bleibt Flavia allein in der Villa am Meer zurück. Zunächst lernt sie voller Eifer für ihre Aufnahmeprüfung in Oxford, gestaltet gewissenhaft den Ablauf dieser Tage und träumt von einem Leben als Schriftstellerin. Auf der Schwelle zum Erwachsenwerden schildert sie ein wenig altklug, mit dem Hochmut der Einzelgängerin die Szenerie des Küstenortes, Menschen und alltägliche Begebenheiten.
Da tritt die kapriziöse Malergattin Thérèse in ihr Leben, und sie schließt Bekanntschaft mit der mondänen Gesellschaft von Künstlerin und Intellektuellen. Die 17-Jährige wird zum gern gesehenen Gast auf Dinnerpartys, Bootsausflügen, Tanzabenden, bis es schließlich auch zu einem erotischen Erweckungserlebnis mit der reizenden Gastgeberin kommt. Doch erst als die schöne und grausame Andrée sich in ihr Herz drängt, stürzt das unerfahrene Mädchen in die Katastrophe. Unfähig, sich deren Bann zu entziehen, lässt sich Flavia auf ein verführerisches, intrigantes Spiel ein und bringt so, hin- und hergerissen zwischen Liebe und Treuebruch, unwillentlich das Leben ihrer Mutter in Gefahr. In einer von Atemlosigkeit gezeichneten Dramaturgie steuert der Roman auf sein auswegloses Ende zu – ein Psychokrimi allererster Güte.
Sybille Bedford hat mit diesem Buch das faszinierende Bild einer education sentimentale entworfen. Es ist auf raffinierte Weise zusammengesetzt aus Milieuschilderungen, landschaftlicher Atmosphäre, psychologischen Studien sowie den untergründigen Andeutungen eines heraufziehenden politischen Unheils. Elegant, mit leichter Hand und durchaus tiefsinnig entfaltet sie das Drama eines begabten Kindes, das durch eine einzige Entscheidung des Herzens aus seinen unschuldigen Träumen gerissen und schuldig wird.
Wie schon „Ein Liebling der Götter“, so schöpft auch „Ein trügerischer Sommer“ aus dem wild bewegten Leben seiner Autorin zwischen Deutschland, England, Italien und Frankreich.
Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier.
SchirmerGraf Verlag, München 2006, 288 Seiten
„Ein trügerischer Sommer“ spielt während zweier Monate Ende der 20er Jahre an der Côte d'Azur. Flavia ist mit ihrer Mutter in einem kleinen Ort am Meer gestrandet, nachdem sie bislang ein materiell sorgenfreies Nomadenleben in wechselnden Städten Europas geführt hat. Diese Vorgeschichte steht im Zentrum von „Ein Liebling der Götter“. Flavia fasst sie in einem nächtlichen Geständnis zusammen, so dass man, auch ohne diesen Roman gelesen zu haben, die Familiengeschichte kennen lernt.
Während nun die Mutter Constanza mit ihrem unglücklich verheirateten Liebhaber Michel umherreist, um dessen Scheidung nicht zu gefährden, bleibt Flavia allein in der Villa am Meer zurück. Zunächst lernt sie voller Eifer für ihre Aufnahmeprüfung in Oxford, gestaltet gewissenhaft den Ablauf dieser Tage und träumt von einem Leben als Schriftstellerin. Auf der Schwelle zum Erwachsenwerden schildert sie ein wenig altklug, mit dem Hochmut der Einzelgängerin die Szenerie des Küstenortes, Menschen und alltägliche Begebenheiten.
Da tritt die kapriziöse Malergattin Thérèse in ihr Leben, und sie schließt Bekanntschaft mit der mondänen Gesellschaft von Künstlerin und Intellektuellen. Die 17-Jährige wird zum gern gesehenen Gast auf Dinnerpartys, Bootsausflügen, Tanzabenden, bis es schließlich auch zu einem erotischen Erweckungserlebnis mit der reizenden Gastgeberin kommt. Doch erst als die schöne und grausame Andrée sich in ihr Herz drängt, stürzt das unerfahrene Mädchen in die Katastrophe. Unfähig, sich deren Bann zu entziehen, lässt sich Flavia auf ein verführerisches, intrigantes Spiel ein und bringt so, hin- und hergerissen zwischen Liebe und Treuebruch, unwillentlich das Leben ihrer Mutter in Gefahr. In einer von Atemlosigkeit gezeichneten Dramaturgie steuert der Roman auf sein auswegloses Ende zu – ein Psychokrimi allererster Güte.
Sybille Bedford hat mit diesem Buch das faszinierende Bild einer education sentimentale entworfen. Es ist auf raffinierte Weise zusammengesetzt aus Milieuschilderungen, landschaftlicher Atmosphäre, psychologischen Studien sowie den untergründigen Andeutungen eines heraufziehenden politischen Unheils. Elegant, mit leichter Hand und durchaus tiefsinnig entfaltet sie das Drama eines begabten Kindes, das durch eine einzige Entscheidung des Herzens aus seinen unschuldigen Träumen gerissen und schuldig wird.
Wie schon „Ein Liebling der Götter“, so schöpft auch „Ein trügerischer Sommer“ aus dem wild bewegten Leben seiner Autorin zwischen Deutschland, England, Italien und Frankreich.
Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier.
SchirmerGraf Verlag, München 2006, 288 Seiten