Zwischen Kloster und Kaschemme

Moderation: Jan Brachmann |
Sergej Rachmaninows c-moll-Klavierkonzert, das zweite des Komponisten, ist nicht zuletzt als Filmmusik-Sound eines seiner populärsten Werke geworden. Derart auf die Oberfläche reduziert, wie es in solchen Zusammenhängen erscheint, lassen sich freilich weder seine strukturellen Zusammenhänge noch die dahinter stehende, komplizierte Geschichte einer existenziellen Schaffenskrise und ihrer Überwindung erkennen.
Jan Brachmann, Autor dieser "Interpretationen", will dazu wenigstens Anstöße geben. Als Anteil nehmender Kenner der russischen Musikentwicklung hat er sich auch vor Ort umgesehen – auf den rar werdenden Inseln jenes Moskau der vorletzten Jahrhundertwende, das Schauplatz der Entstehung des Konzertes war. Zumindest die Glocken, deren Geläut dem Komponisten die grundlegende Inspiration zum einmaligen Beginn des Werkes gab, existieren noch.

Bei derartiger Quellenforschung und -begehung wundert es kaum, dass der Autor auch in seiner Interpretenauswahl eher die in Sachen Rachmaninow authentischere russisch-osteuropäische Pianistenschule bevorzugt als einige aktuelle, medial aufgeblasene Kurzzeit-Sternchen, die sich ebenfalls an dem gefühlsintensiven Werk versucht haben. Einen Vergleichsmaßstab dafür hat übrigens der Komponist selbst geliefert, der das Werk während seiner späteren amerikanischen Exiljahre selbst aufnahm.