Zwischen Kalligrafie und Computergrafik
Die Ausstellung "Typochina" im Züricher Museum für Gestaltung wirft ein Licht auf eine spannende künstlerische Szene in China. Ihre Plakate nehmen die Tradition der Tuschezeichnung auf, die am Computer bearbeitet wird. So entstehen neue visuelle Bedeutungen.
In den letzten zehn Jahren sind in China nicht nur die Hochhäuser aus dem Boden geschossen, die Wirtschaft hat sich stark entwickelt, und auch die Kunst hat sich verändert. Felix Studinka ist Kurator der Schau mit neuen chinesischen Plakaten.
Die chinesische Kunst hat Anschluss an die internationale Kunstszene gefunden, sie ist in manchen Bereichen sogar eine Avantgarde. Doch ist, wie man aus der Politik weiß, China nicht gleich China.
Gerade über die Sonderwirtschaftszonen und die Moloche Hongkong und Shanghai gelangen viele westliche Waren in das Reich der Mitte. Auch die Kunst. Eine große Rolle für den Import und Export von Kunst spielt aber auch Taiwan.
Dieser Art künstlerischem Wettbewerb mit dem Westen entspringen viele der ausgestellten Plakate. Da es in China noch keine eigene und eigenständige Grafikszene gibt, noch kein festes Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, sind viele Arbeiten Einzelplakate. Für Veranstaltungen wie eine Oper oder ein Schattenspiel, für ein Filmfestival oder eine Theateraufführung. Es gibt aber auch Werbeplakate für Firmen oder Städte und Regionen.
Viele Plakate spielen mit dem Verhältnis von Zeichen und Bild. Die chinesische Sprache ist dafür bestens geeignet.
Kaligrafie gilt in China als höchste Form der Kunst. Viele Plakate nehmen diese Tradition der Tuschezeichnung auf. Nehmen ein Wort, einen Buchstaben, verfremden und bearbeiten sie am Computer neu, schaffen neue grafische und visuelle Bedeutungen.
Oder sie enthalten deutliche Botschaften: Der in Hongkong geborene Stanley Wong, Biennale-Teilnehmer, warnt in seinen Plakaten ausdrücklich vor dem Zerstörungswahn der neuen Baupolitik. Benennt die neun Todsünden im Baugewerbe: Planlosigkeit, Unzuverlässigkeit, Schamlosigkeit usw. In einem anderen Plakat sind die chinesischen Zeichen für Hongkong und Shenzhen als Eßstäbchen dargestellt. Die den roten kommunistischen Stern aufpicken. Und verspeisen. Kann man ergänzen.
Ein anderes Plakat kündigt eine Neujahrsparty an, wirbt für eine neue Kunstzeitschrift oder es verwandelt den Text in eine gekräuselte Wasseroberfläche. "Der Taihusee ist schön" heißt diese keineswegs verschwommene Botschaft über den bekannten und beliebten See in der Stadt Suzhou.
Es gibt unter den 50 ausgestellten Plakaten viele ausgefallene Ideen: Lam Hung hat sich damit beschäftigt, wie in der chinesischen Schrift, die ja ursprünglich eine Bilderschrift ist, die Zeichen für "Computer", "Internet" oder "Email" aussehen müssten. Die Ergebnisse sind sprechende Bilder. Zeichen mit Leitungen, Tischen und Monitorkästen.
Interessant auch die Arbeit von Xia Wenxi. Der eine Serie "Cool Words in China" entworfen hat, der Schriftzug für das Wort Unterwäsche ist hier aus Unterhosen gestaltet, das Wort Haare besteht aus Haarbüscheln. Einflüsse aus der japanischen Trash-Art-Ästhetik, Plakate für die Jugend.
Und so wirft die Ausstellung ein spannendes Licht auf eine künstlerische Szene, die stark in Bewegung gekommen ist. Und die ihre Position zwischen Tradition und Moderne, zwischen dem alten Handwerk der Kaligrafie und der modernen Computergrafik sucht und findet. Die künstlerische Szene aus China ist auch in ihren Plakaten aufregend und wird für die Kunst im Westen noch großen Einfluss haben!
Den vollständigen Beitrag mit O-Tönen des Kurators Felix Studinka können Sie in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Die chinesische Kunst hat Anschluss an die internationale Kunstszene gefunden, sie ist in manchen Bereichen sogar eine Avantgarde. Doch ist, wie man aus der Politik weiß, China nicht gleich China.
Gerade über die Sonderwirtschaftszonen und die Moloche Hongkong und Shanghai gelangen viele westliche Waren in das Reich der Mitte. Auch die Kunst. Eine große Rolle für den Import und Export von Kunst spielt aber auch Taiwan.
Dieser Art künstlerischem Wettbewerb mit dem Westen entspringen viele der ausgestellten Plakate. Da es in China noch keine eigene und eigenständige Grafikszene gibt, noch kein festes Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, sind viele Arbeiten Einzelplakate. Für Veranstaltungen wie eine Oper oder ein Schattenspiel, für ein Filmfestival oder eine Theateraufführung. Es gibt aber auch Werbeplakate für Firmen oder Städte und Regionen.
Viele Plakate spielen mit dem Verhältnis von Zeichen und Bild. Die chinesische Sprache ist dafür bestens geeignet.
Kaligrafie gilt in China als höchste Form der Kunst. Viele Plakate nehmen diese Tradition der Tuschezeichnung auf. Nehmen ein Wort, einen Buchstaben, verfremden und bearbeiten sie am Computer neu, schaffen neue grafische und visuelle Bedeutungen.
Oder sie enthalten deutliche Botschaften: Der in Hongkong geborene Stanley Wong, Biennale-Teilnehmer, warnt in seinen Plakaten ausdrücklich vor dem Zerstörungswahn der neuen Baupolitik. Benennt die neun Todsünden im Baugewerbe: Planlosigkeit, Unzuverlässigkeit, Schamlosigkeit usw. In einem anderen Plakat sind die chinesischen Zeichen für Hongkong und Shenzhen als Eßstäbchen dargestellt. Die den roten kommunistischen Stern aufpicken. Und verspeisen. Kann man ergänzen.
Ein anderes Plakat kündigt eine Neujahrsparty an, wirbt für eine neue Kunstzeitschrift oder es verwandelt den Text in eine gekräuselte Wasseroberfläche. "Der Taihusee ist schön" heißt diese keineswegs verschwommene Botschaft über den bekannten und beliebten See in der Stadt Suzhou.
Es gibt unter den 50 ausgestellten Plakaten viele ausgefallene Ideen: Lam Hung hat sich damit beschäftigt, wie in der chinesischen Schrift, die ja ursprünglich eine Bilderschrift ist, die Zeichen für "Computer", "Internet" oder "Email" aussehen müssten. Die Ergebnisse sind sprechende Bilder. Zeichen mit Leitungen, Tischen und Monitorkästen.
Interessant auch die Arbeit von Xia Wenxi. Der eine Serie "Cool Words in China" entworfen hat, der Schriftzug für das Wort Unterwäsche ist hier aus Unterhosen gestaltet, das Wort Haare besteht aus Haarbüscheln. Einflüsse aus der japanischen Trash-Art-Ästhetik, Plakate für die Jugend.
Und so wirft die Ausstellung ein spannendes Licht auf eine künstlerische Szene, die stark in Bewegung gekommen ist. Und die ihre Position zwischen Tradition und Moderne, zwischen dem alten Handwerk der Kaligrafie und der modernen Computergrafik sucht und findet. Die künstlerische Szene aus China ist auch in ihren Plakaten aufregend und wird für die Kunst im Westen noch großen Einfluss haben!
Den vollständigen Beitrag mit O-Tönen des Kurators Felix Studinka können Sie in unserem Audio-on-Demand-Player hören.