"Zwischen Kässpatzen und Plenarsaal"

    Von Michael Watzke · 03.09.2013
    Seit 2009 vertritt der 39-jährige Stephan Stracke das Ostallgäu im Bundestag, obwohl er nur ungern in die Hauptstadt reist. Denn: Stracke ist Allgäuer durch und durch. Dennoch bemüht er sich um eine Wiederwahl. Und seine Chancen stehen gut. Denn das Ostallgäu hat bislang immer schwarz gewählt.
    Am Gate des Münchner Flughafens Franz Josef Strauß wartet der Ost-Allgäuer Stephan Stracke auf seinen Flug nach Berlin.

    "Bundestagsabgeordneter zu sein, ist immer auch ein Stück weit Zugvogel. Zwischen Kässpatzen und Plenarsaal. Deshalb muss ich immer viel pendeln."

    Der 39-jährige Kaufbeurer fliegt nicht gern nach Berlin. Im Süden sei es schöner, dass merke er schon an den Flughäfen.

    "Wir gehen die Dinge konzentriert an, wissen, was Not tut. Und andere wurschteln so rum, und man merkt: Die kommen nicht zu Potte. Das unterscheidet uns."

    Stracke ist durch und durch Allgäuer. Seine Heimatregion am Alpenrand, die ihn 2009 zum ersten Mal in den Bundestag wählte, sei mehr als ein Tourismus-Idyll.

    "Das Allgäu ist tatsächlich die Top-Region in ganz Deutschland. Gerade der Mittelstand ist hier ausgeprägt. Unsere Familienbetriebe der metallverarbeitenden Industrie haben eine breite Kompetenz und Innovationskraft. Das führt dazu, dass es uns gut geht."

    Nicht so gut läuft es im Allgäu mit der Verkehrsinfrastruktur. Die Bahnstrecken Richtung München und Zürich sind noch immer nicht elektrifiziert, viele Straßen sind in schlechtem Zustand. Auch deshalb will Stracke in der nächsten Legislaturperiode in den Verkehrsausschuss des Bundestages. Genug Erfahrung bringe er mit, findet der Jurist.

    "Ich war zuletzt im Innenministerium tätig in der obersten Baubehörde und hab da immer das private Baurecht gemacht. Also wenn Sie ein Haus bauen, dann haben Sie irgendwann vielleicht mal Ärger mit dem Architekten oder Ingenieur. Um genau diese Themen hab ich mich gekümmert, und deshalb liegt es sehr nahe, dass ich mein Fachwissen dort einsetze."

    In seiner ersten Legislaturperiode war Stracke im Gesundheitsausschuss. Um zu zeigen, was er dort bewegt hat, öffnet er sein Portemonnaie und zeigt eine weiße Chipcard.

    "Im Rahmen der Gesundheitspolitik kümmere ich mich vor allem um die Gesundheitskarte. Die Idee ist, unsere Ärzteschaft stärker zu vernetzen. Auch Krankenhäuser. Diese Karte wird sich immer weiter entwickeln. Wir wollen es ermöglichen, den Organspendeausweis auf der elektronischen Gesundheitskarte zu speichern."

    Das sorgt in seiner Allgäuer Heimat nicht nur für Beifall. Manche Bürger sorgen sich um ihre persönlichen Daten – gerade in Zeiten des NSA-Abhörskandals. Und auch Strackes zweite Aufgabe im Bundestag – als Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses – ist für einen Bundestagsneuling ein schwieriges Feld. Stracke drängte sich – wenn man es positiv sagen will - als stellvertretender Vorsitzender nicht unbedingt in den Vordergrund.

    "Dieser Untersuchungsausschuss zeichnet sich dadurch aus, dass er bislang alles einstimmig gemacht hat. Wir arbeiten derzeit am Abschlussbericht und werden den der Öffentlichkeit vorstellen. Wir werden hierzu auch die Opfer-Angehörigen mit einladen."

    Für Stephan Stracke wird dieser Präsentationstermin den Höhepunkt seiner ersten Legislaturperiode darstellen. Doch am Tag darauf wird er wohl schon wieder im Allgäu sein – im Wahlkampf. Vielleicht bei der Einweihung einer Umfahrungsstraße oder einer Bierzeltrede. Freizeit hat Stracke schon seit Monaten kaum mehr.

    "Die Flexibilität für sich persönlich, das nimmt natürlich ab. Darunter leiden auch ein Stück weit Freundschaften. Aber ich trete wieder an, weil ich glaube, dass wir schöne und wichtige Herausforderungen vor uns stehen haben. Und deshalb werbe ich für eine Verlängerung."

    Die werden die Wähler dem CSU-Kandidaten wohl gewähren. Das Ostallgäu hat bisher immer schwarz gewählt.


    Links:
    Homepage von Stephan Stracke auf den Seiten Bundestagsfraktion der Union

    Facebook-Seite von Stephan Stracke

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